Archäologen-Team entdeckt bisher unbekannte Kirchenreste in Erwitte
Archäologinnen und Archäologen des LWL haben bei Ausgrabungen im Dorf Eikeloh in Erwitte den Grundriss einer ehemaligen Kirche aus dem zehnten Jahrhundert freigelegt. Der Befund sei unerwartet, da schriftliche Quellen zu einem Gotteshaus an dieser Stelle bislang fehlen, erklärte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Mittwoch. Die frühesten Berichte, die sich auf eine Besiedlung um eine Bachaue im Stadtteil Eikeloh beziehen, stammen demnach aus dem elften Jahrhundert. Diese erwähnten lediglich den Weiler „Osthem“, aber keine Kirche, hieß es.
Im Jahr 2021 hatten ehrenamtlicher Mitarbeiter der LWL-Archäologie für Westfalen erstmals auf eine Konzentration von Bruchstücken aus Kalkstein in der Bachaue östlich von Erwitte im Kreis Soest aufmerksam gemacht. Nach Überprüfung der Bodenstruktur kamen überraschend die Fundamente eines 30 Meter langen Steinbaus zutage. Keramische Funde und Vergleiche mit anderen Grundrissen deuteten aktuell eine Datierung des Baus um 900 nach Christus an, hieß es.
Die neuentdeckte Kirche besteht den Angaben zufolge aus einem 8,40 Meter breiten Saal, an den im Osten ein rechteckiger Chor anschließt. Ungewöhnlich sei ein zusätzlicher Raum östlich des Chors, ein sogenannter Chorscheitelbau. Dieser Raum könnte als Kapelle oder Grablege geplant worden sein.
„Ein solcher Grundriss ist für Westfalen bislang einzigartig, vergleichbare Kirchenbauten sind jedoch bekannt, beispielsweise von den Stiftskirchen in Bonn-Vilich und vom Niedermünster in Regensburg“, erklärte LWL-Chefarchäologe Michael Rind. Reste von Putz und ein späterer zusätzlicher Anbau im Süden legten nahe, dass die Kirche in Eikeloh fertiggestellt worden sei. Vermutlich sei sie jedoch bereits nach kurzer Zeit aufgegeben und noch vor dem zwölften Jahrhundert abgebrochen worden.
„Wir konnten nachweisen, dass die Kirche nach dem Abbruch einer wesentlich älteren Hofstelle hier neu errichtet wurde“, sagte Grabungsleiterin Eva Cichy von der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie. Baugruben von Pfostenbauten um die Kirche und unterhalb der Fundamente verwiesen auf eine Besiedlung im Dorf schon seit der Römischen Kaiserzeit. Das Archäologen-Team will in den kommenden Jahren eine weitere Auswertung der Grabungsergebnisse vornehmen.