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Archäologen finden in Delbrück antike Gemme und Keramikscheiben

Ein Grabungsteam hat Münzen und Keramikscherben aus dem 2. und 3. Jahrhundert sowie einen antiken Schmuckstein in Delbrück im Kreis Paderborn entdeckt. Bei dem besonders kostbaren Kleinod handele es sich um eine sogenannte Gemme, teilte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Dienstag mit. In einer Vertiefung des nur knapp 1,5 Zentimeter großen Schmucksteins sei der römische Gott Merkur dargestellt, dessen Kennzeichnen als Götterbote des Handels und des Verkehrs ein Geldbeutel, ein Heroldstab und ein Helm waren. Vermutungen der Fachleute zufolge war die Gemme ursprünglich eingefasst und wahrscheinlich an einem Fingerring befestigt.

Die Grabungen, die vom Landschaftsverband begleitet werden, haben demnach neueste Erkenntnisse zu dem nahe gelegenen einstigen Römerlager in Anreppen am Lippe-Fluss erbracht. „Entlang der Lippe gibt es zahlreiche Fundstellen, die auf mehrere Siedlungen der ersten Jahrhunderte nach Christi Geburt hinweisen“, sagte Sven Spiong von der LWL-Archäologie in Bielefeld. Die Ausgrabung im Vorfeld von Baumaßnahmen in einem Delbrücker Wohngebiet ermögliche es nun erstmals, die Überreste einer dieser Siedlungen flächig freizulegen.

Dort bestanden den Angaben zufolge mindestens drei Hofstellen einheimischer Siedler. Münzen und Keramikscherben datierten die östliche Hofstelle sicher ins 2. und 3. Jahrhundert nach Christus, erklärte Grabungsleiter Sven Knippschild. „Im Zentrum des Hofes stand das Wohnhaus, von dem noch zahlreiche ehemalige Pfostenlöcher dunkel verfärbt im Boden erkennbar sind.“ Jeweils am nördlichen und südlichen Rand des Hofes hätten die Bewohner ein im Boden eingetieftes kleines Nebengebäude errichtet, in dem wahrscheinlich Textilien gewebt worden seien, führte er aus.

Auch wurden Überreste eines Brunnens gefunden. Verfärbungen im Boden zeugten davon, dass dieser ursprünglich mit Holz ausgekleidet gewesen sein müsse, hieß es. Ein südwestlich gelegener Hof werde derzeit im Gesamtzusammenhang des einstigen großflächigen Siedlungsgebiets an der Lippe untersucht.

Noch unklar ist laut des LWL-Archälogen Spiong zudem ein Fund unter dem Boden eines kellerartigen Nebengebäudes im westlichen Teil der Ausgrabungsfläche. „Hier hatte jemand ein vollkommen intaktes Messer mit der Schneide nach oben vergraben“, sagte er. „Es lag allerdings so tief, dass es niemanden verletzen konnte.“ Möglicherweise habe es einem kultischen Zweck gedienst. Das eiserne Messer mit den Messingstreifen als Zierde stammt nach Angaben der Fachleute sehr wahrscheinlich aus dem Römischen Reich.