Artikel teilen:

Archäologen: Erster tödlicher Bärenangriff vor 28.000 Jahren

Bärenangriffe sind selten, aber gefährlich. Neue Forschungsergebnisse liefern nun erstaunliche Hintergründe zu einem Fall, der sich vor Zehntausenden Jahren ereignet hat.

Archäologen haben in Italien den bislang ältesten belegten Fall eines tödlichen Tierangriffs auf einen Menschen identifiziert. Laut einem internationalen Forschungsteam starb der sogenannte “Prinz der Arene Candide” vor rund 28.000 Jahren nach dem Angriff eines Höhlen- oder Braunbären, wie die Zeitung “La Repubblica” (Montag) berichtet.

Bei dem Opfer handelt es sich demnach um einen etwa 15-Jährigen aus der Altsteinzeit, dessen außergewöhnlich prunkvolles Grab 1942 in der Höhle der Arene Candide bei Finale Ligure in Ligurien entdeckt worden war. Der Jäger und Sammler galt bislang aufgrund der reichen Beigaben als hochrangige Persönlichkeit. Neue Untersuchungen legen jedoch nahe, dass das kostbare Grab vielmehr eine rituelle Reaktion auf einen außergewöhnlich gewaltsamen Tod war.

Die Forschenden aus Italien, Kanada und den USA identifizierten bei dem Skelett zahlreiche Verletzungen, die auf den Angriff eines großen Raubtieres hindeuten: massive Schäden an Schädel, Gesicht und Schulter, fehlende Teile des Unterkiefers und des linken Schlüsselbeins sowie Quetschfrakturen an den Halswirbeln. Entdeckt wurden zudem Bissspuren sowie eine Kerbe im Schädel, vermutlich von einer Bärenkralle.

Anzeichen einer entzündlichen Knochenreaktion deuten darauf hin, dass der Jugendliche erst 48 bis 72 Stunden nach dem Angriff starb. Die Forschenden betonen, dass Belege für tödliche Tierangriffe an Skeletten im Paläolithikum – rund 2,5 Millionen Jahre bis etwa 10.000 vor Christus – selten seien. Der Fund liefere daher neue Einblicke in die Gefahren des Lebens früher Jäger-Sammler-Gesellschaften und in den symbolischen Umgang mit traumatischen Todesfällen.

Die Höhle der Arene Candide gilt als einer der bedeutendsten prähistorischen Fundorte Europas. Das Skelett wird heute im Archäologischen Museum von Pegli in Genua aufbewahrt.