Anne Burghardt ist neue Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes

Die 45-jährige Theologin wird die erste Frau in der Position. Sie hat eine starke Verbindung zu Deutschland – nicht nur, weil sie in Berlin und Nürnberg studierte.

Anne Burghardt stammt aus Estland
Anne Burghardt stammt aus EstlandJohn Zarocostas / epd

Genf. Als erste Frau hat die estnische Pfarrerin Anne Burghardt die Position der Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes (LWB) übernommen. Die 45-Jährige Theologin ist gleichzeitig die erste Mittelosteuropäerin in dieser Stellung, teilte der Weltbund in Genf mit. Sie trat das Amt als Nachfolgerin des Chilenen Martin Junge an. Dem 1947 gegründeten LWB gehören nach eigenen Angaben mehr als 77 Millionen Christen an.

„In der Übernahme dieser ganz besonderen Verantwortung in der Gemeinschaft bete ich um die Führung durch Gottes Geist“, sagte sie. Die Generalsekretärin wird nun die nächste LWB-Vollversammlung der 148 Mitgliedskirchen 2023 im polnischen Krakau vorbereiten. Sie setzt sich für eine fundierte theologische Ausbildung, eine ganzheitliche Missionsarbeit und Solidarität mit den Gemeinden im globalen Süden ein.

Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit

LWB-Präsident Panti Filibus Musa gratulierte Burghardt zu der Wahl. „Sie wird eine wichtige Rolle in der Führung unserer weltweiten Kirchengemeinschaft übernehmen, ihren weiteren Weg und ihr Zeugnis für das Evangelium mitgestalten und sich für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung einsetzen“, so der nigerianische Erzbischof.

Die Generalsekretärin bezeichnete ihre Wahl als ermutigend für andere Frauen. „Viele Frauen in den Kirchen sehen nun, dass es für sie möglich ist, eine Leitungsfunktion einzunehmen“, sagte die Theologin dem Evangelischen Pressdienst (epd).

Signal für Frauen

Burghardt betonte, dass ihre Ernennung besonders für Frauen in vielen Kirchen des globalen Südens, aber auch in einigen Teilen Europas, ein Signal sei. „Die Frauen brauchen oft etwas mehr Zutrauen in ihre Fähigkeiten, wenn es um die Bewerbung für eine Leitungsposition geht. Auch ich selbst brauchte zunächst recht viel Ermutigung, als ich gefragt wurde, ob ich bereit wäre, mich für diese Position nominieren zu lassen.“

Verheiratet mit einem Deutschen

Der Rat des LWB hatte Burghardt im Juni zur Generalsekretärin gewählt. Burghardt setzte sich mit 28 gegen 20 Stimmen gegen den Pfarrer Kenneth Mtata aus Simbabwe durch. Die Amtszeit beträgt sieben Jahre. Burghardt studierte Theologie an der Universität Tartu in Estland, aber auch an zwei deutschen Hochschulen: an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg und an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Sie ist mit Arnd Matthias Burghardt aus Deutschland, ebenfalls ordinierter Pfarrer der estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, verheiratet und hat zwei Kinder. Sie hob hervor, dass Deutschland wie ein zweites Heimatland für sie geworden sei.

Burghardt verfügt über eine reiche ökumenische Erfahrung. Sie war Studiensekretärin für ökumenische Beziehungen im Genfer Gemeinschaftsbüro des LWB. Die Estin war inhaltliche Koordinatorin für den 500. Jahrestag der Reformation und für die LWB-Vollversammlung, die 2017 in Windhoek, Namibia, stattfand. (epd)