Ankunft und Aufbruch

Die Aufgaben der Militärseelsorge an einem Marinestützpunkt sind geprägt von Abschied und Heimkehr, von monatelangen Abwesenheiten der Soldaten und den Problemen der zu Hause gebliebenen Angehörigen.

Familienrüstzeiten für Soldaten und ihre Angehörigen sind Teil des Angebots der Militärseelsorge in Kooperation mit dem Familienbetreuungszentrum. Mit dabei auch Militärpfarrerin Katja Bruns (vorn)
Familienrüstzeiten für Soldaten und ihre Angehörigen sind Teil des Angebots der Militärseelsorge in Kooperation mit dem Familienbetreuungszentrum. Mit dabei auch Militärpfarrerin Katja Bruns (vorn)Privat

Wilhelmshaven. Eigentlich sind Einsätze die Ausnahme. Für Soldaten auf dem Marinestützpunkt Heppenser Groden in Wilhelmshaven sind Einsätze und Seefahrten dagegen die Regel. Wenn ein Schiff von einer Seefahrt wieder einläuft, wissen die meisten an Bord schon, wann sie wieder auslaufen. Das können wenige Tage, aber immer wieder auch Wochen und Monate sein. Abhängig von der Schiffsklasse befinden sich zwischen 120 und 220 Soldaten auf den Schiffen im Marinestützpunkt Wilhelmshaven. Sie werden immer wieder auf See verabschiedet und dann Wochen und Monate später wieder in Empfang genommen.

Hinter jedem der Soldaten verbirgt sich eine Familie, Eltern, Geschwister, Partner, Kinder, mit ihren eigenen Problemen, Ängsten und Erwartungen. Diesen Familien wird viel abverlangt während der oft monatelangen Abwesenheit. Sie müssen ihre Probleme und die Herausforderungen des Alltages oft allein bewältigen. Der Partner ist auf See und auch heute im Zeitalter der flächendeckenden Kommunikation nicht immer erreichbar.

In zwei Welten

Trotz alle dem lassen sie ihre Liebsten immer wieder gehen, sie wissen es ist ihr Beruf und ihr Pflichtgefühl treibt sie zu dieser Entscheidung. Nach monatelanger Abwesenheit geben sie ihnen Zeit und Raum, wieder zurückzukehren in die Umgebung der Familie. Oft leben die Soldaten in zwei Welten, sie haben ihre dienstlichen Verpflichtungen und Aufgaben auf See zu erfüllen – und wollen doch eng verbunden mit ihren Familien bleiben. Eine schwierige Gradwanderung für beide Seiten.

Leider funktioniert das nicht immer. Die Themen Seefahrten, Abwesenheiten und Probleme bei der Rückkehr sind für uns als Seelsorger am Standort die größten Herausforderungen. Das Leben zu Hause geht weiter: Kinder haben Aufführungen in der Schule, kommen in den Kindergarten, werden krank und wieder gesund. Und der Alltag auf einem Schiff folgt ganz eigenen Regeln. Das wieder zu Hause Ankommen nach der Rückkehr braucht seine Zeit. Oft sind wir gefragt, diese beiden Lebensweisen, Seefahrt und Familie auf das Leben wieder zusammenzubringen. Dabei hilft es oft miteinander zu reden.

Daneben hilft aber manchmal einfach auch die Gemeinschaft und die Abwechslung. Deshalb ist für uns in Wilhelmshaven die Zusammenarbeit mit dem Familienbetreuungszentrum (FBZ) sehr wichtig. Monatlich lädt das FBZ-Wilhelmshaven zu Info- und Betreuungsveranstaltungen ein und bietet damit sehr gute Begegnungsmöglichkeiten für Soldaten, aber auch für deren daheim­gebliebene Familienangehörige. Wir als Seelsorger sind natürlich, wenn möglich immer dabei.

Hand in Hand

Die Idee dahinter: Die Familien sollen sich vernetzen, Gelegenheit zu Gesprächen haben und Informationen austauschen: Wie war das mit der Haushaltshilfeverordnung? Was tun, wenn das Kind krank wird? Wie mache ich das mit der Ferienbetreuung? Was gibt es Neues in den Einsatzgebieten und von den Schiffen?

Um Antworten auf all diese Fragen zu geben, sind die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des FBZ gefragt, aber auch wir als Seelsorger: Auch unsere Familien, oft fremd am Standort, sind betroffen von Seefahrt und Abwesenheit, zwar nur indirekt aber es beeinflusst massiv ihr Leben. Und zum anderen merken wir in den vielen Gesprächen die wir bei diesen Gelegenheiten führen, so ganz nebenbei, wo der Schuh drückt und wo wir durch unsere Hilfe unterstützen können. Es ist wichtig, einfach als Gesprächspartner für sie dazusein.

„Die Militärseelsorge ist für uns ein wichtiger Partner in der Betreuungsarbeit. Zusammen können wir die vielfältigen Aufgaben besser wahrnehmen und damit uns besser um die uns anvertrauten Menschen kümmern“, sagt Oberstabsbootsmann Sven Trousil, der Leiter des FBZ in Wilhelmshaven. „Wir arbeiten hier Hand in Hand, und das macht unsere Stärke aus. Es ist schön zu merken, dass wir ein gemeinsames Ziel haben: möglichst vielen Familien in komplizierten Zeiten zur Seite zu stehen.“