Drei Thüringer Künstler begleiten Kulturminister Christian Tischner (CDU) durch seinen Büroalltag: Die Plastik von Volkmar Kühn und das Landschaftsgemälde von Ulrich Tröger in seinem Arbeitszimmer im Ministerium habe er sich ausgesucht, „weil sie mir gefallen und beide Künstler aus meinem Heimatkreis Greiz kommen“, sagt Tischner. Zwei weitere Werke des Weimarer Malers Karl-Heinz Bastian haben den Minister wegen ihrer Farbigkeit und Räumlichkeit angesprochen. Alle vier Arbeiten stammen aus der Kunstsammlung des Freistaats Thüringen. Die Entscheidung für die Werke sei ihm dabei nicht leicht gefallen: „Thüringen hat viele bedeutende Künstler.“
Und das spiegelt sich auch in der Größe der Sammlung wider. Der Bestand umfasst heute schätzungsweise mehr als 10.000 Werke einschließlich Künstlerbücher und Grafikmappen sowie zeitgeschichtlich bedeutender Bestände aus DDR-Sammlungen, die nach der Treuhand-Verwaltung in Landesbesitz gelangten. Das jährliche Budget für Ankäufe aus der Landeskasse lag während der vergangenen Jahre konstant zwischen rund 150.000 und 260.000 Euro.
Von ihrer Ausrichtung her ist die Kollektion allerdings mehr Sammelsurium als Sammlung. Denn seit 1990 werden regelmäßig angekauft Malerei, Grafik, Porzellanarbeiten, Zeichnungen, Installationen, Skulpturen und Textilkunst. Das verbindende Element aller Werke bestehe darin, dass ihre Schöpfer eine Beziehung zum Freistaat haben, sagt die Sprecherin im Thüringer Kulturministerium, Maria-Theresa Meißner. Es sei das erklärte Ziel, Künstlerinnen und Künstler im Freistaat zu fördern. Immerhin sei Thüringen seit Jahrhunderten ein Kulturland. Diese überaus breite, vielfältige und reiche Bandbreite künstlerischen Schaffens in allen Gattungen gelte es auch in der heutigen Zeit zu unterstützen und in Lebendigkeit zu erhalten.
Über die jährlichen Kunstankäufe entscheidet laut Meißner gemeinsam mit dem Ministerium ein Ankaufsbeirat, der aus Experten namhafter Thüringer Institutionen bestehe. Neben der Qualität der Werke und den Verbindungen des Künstlers zum Freistaat achte das Gremium etwa auf die landes- oder zeitgeschichtliche Relevanz der Kunst oder den Bedarf der Thüringer Museen an bestimmten Werken.
Häufig kaufe der Freistaat im Umfeld der alle zwei Jahre stattfindenden Kunstmesse „artthuer“ in Erfurt, sagt die Geschäftsführerin des Verbandes Bildender Künstler Thüringen, Michaela Hirche. „Die staatlichen Ankäufe seien für die heimischen Kreativen ungemein wichtig“, sagt sie. Insofern sei es bedauerlich, dass im aktuellen Haushalt die Gelder für das Programm stark gekürzt worden seien.
Dabei sollen die Thüringer Museen idealerweise der Ort sein, in denen die Stücke aus den Sammlungen auch präsentiert werden. Zahlreiche Werke sind den Angaben zufolge dort als Dauerleihgaben präsent. So verwahren laut Ministerium etwa die Klassik Stiftung Weimar, das Museum für angewandte Kunst, das Angermuseum Erfurt oder das Museum Schloss Burgk Werke der freistaatlichen Sammlung.
Besonders profitiert hat von der Sammlung etwa das Eichsfeldmuseum im Heilbad Heiligenstadt. Das Haus wolle sich ein Stück weit der modernen Kunst öffnen und regionalen Künstlerinnen und Künstlern Raum geben, sagt Museumsleiter Gideon Haut. Doch die finanziellen Mittel für Ankäufe habe das Haus nicht. „Insofern ist die Kunstsammlung des Freistaats unglaublich wichtig für uns gewesen, um unsre Ausstellungen zu füllen“, sagt er. Dass diese Kunst auch auf Interesse bei den Thüringern stoße, zeigte nicht zuletzt die Entwicklung der Besucherzahlen.
Ankaufen, ausstellen, ausleihen – es gehört laut Ministerium gewissermaßen zum Konzept der Sammlung, kein eigenes Depot zu besitzen, sagt Ministeriumssprecherin Meißner. Und auch Ausstellungen des Bestandes seien bis auf eine, dann aber regelmäßige Ausnahme, nicht vorgesehen. Einmal im Jahr präsentiert der Freistaat unter dem Titel „Out of the box“ die Ankäufe des Vorjahres. Zuletzt wurde die Schau den Angaben zufolge 2024 in der Kunsthalle Arnstadt gezeigt. Für 2025 ist eine Präsentation im September im Thüringer Landtag geplant.