Anders Amen: Baby-Glück und Depressionen

Die beiden Pastorinnen Ellen und Stefanie Radtke von „Anders Amen“ sind im Babyglück: Im September ist ihr zweites Kind zur Welt gekommen. Doch es gibt auch schlechte Nachrichten.

Die beiden Pastorinnen Ellen und Stefanie Radtke halten ihre beiden Kinder Fides und Fritza auf den Armen.
Die beiden Pastorinnen Ellen und Stefanie Radtke halten ihre beiden Kinder Fides und Fritza auf den Armen.Evangelischer Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen

Das war eine freudige Überraschung für die beiden Pastorinnen Ellen und Stefanie Radtke, als sich noch ein Baby ankündigte: „Die künstliche Befruchtung hat noch mal geklappt“, sagt Ellen Radtke. So glücklich das Pastorinnen-Paar über diese Nachricht war, so dramatisch waren die Folgen. Denn ursprünglich sollte es vor knapp einem Jahr mit dem ersten Kind Fides und Kameramann Clemens Beckmann auf eine halbjährige Weltreise gehen. Dabei sollten neue Folgen für die dritte Staffel von „Anders Amen“ gedreht werden. Doch daraus wurde nichts. „Mit einem Baby im Bauch wollten wir vorsichtig sein.“

Von der halbjährigen Weltreise und der Idee, später auf ihrem Youtube-Kanal über ihre Erfahrungen mit anderen Religionen zu berichten, blieben nur ein paar Wochen Südostasien übrig. Doch diese Zeit sei abenteuerlich genug gewesen, erinnert sich Ellen Radtke. Wegen ihrer Schwangeschaft habe sie unter Übelkeit gelitten und musste sich oft im Hotel erholen. „Auch Fides hatte eine Magen-Darm-Infektion und Dengue-Fieber.“

„Anders Amen“ tritt neue Pfarrstelle an

In Deutschland sollten schlechtere Nachrichten warten. In der Zwischenzeit waren die beiden Youtuberinnen von ihrer ersten Pfarrstelle in Eime zu den Eltern nach Rheine gezogen. Und im August folgte schließlich der Umzug nach Osnabrück, wo die beiden eine neue Pfarrstelle haben.

Doch plötzlich wurde es dramatisch: „Meine Ärztin meinte einige Wochen vor der Geburt, dass mit dem Kind etwas nicht stimme“, erzählt Ellen Radtke. Wegen einer Durchblutungsstörung sei es schlecht versorgt und zu klein. Es drohe eine komplizierte Geburt. Etliche Untersuchungen schienen diese Diagnose zu bestätigen. „Wir haben uns große Sorgen gemacht.“

Dann geschah, woran niemand mehr geglaubt hatte: „Anfang September kam Fritza zur Welt. Sie war kerngesund und wog 3,6 Kilogramm.“

Ellen Radtke macht Depression öffentlich

Aber für Ellen Radtke ging das Drama weiter: „Ich musste dauernd heulen“, erzählt die junge Mutter. „Den Baby-Blues ein paar Tage nach der Geburt kennen nicht wenige Mütter. Aber bei mir wollte die Niedergeschlagenheit gar kein Ende mehr nehmen. Ich bin nicht mehr an meine Fröhlichkeit rangekommen.“ Sie habe eine leichte Form der „postpartalen Depression“, so Ellen Radtke weiter. Ursache sei wohl ihre wochenlange Angst um die Gesundheit des Kindes.

Ein Kuss im Kirchturm: Stefanie (li.) und Ellen Radtke
Ein Kuss im Kirchturm: Stefanie (li.) und Ellen RadtkeYoutube

Ellen Radtke machte ihre Traurigkeit in einem Video öffentlich. Man spürt darin, wie sehr sie leidet und um Worte ringt. Sie wiederholt immer wieder, dass es ihr nicht gutgehe. „Die Depression gehört zu meinem Leben. Es wäre verlogen, darüber nicht zu reden“, betont Ellen Radtke heute. Laut Untersuchungen seien etwa 20 Prozent aller Mütter davon betroffen. „Aber ich hatte nie jemanden davon sprechen hören. Es ist ein Tabuthema, weil eine Mutter glücklich sein muss.“

Pastorin nach Depression: „Es wird dauern“

Ihr Mut wurde belohnt. Ellen Radtke erhielt viel Zuspruch aus der Online-Community: „Mir haben ganz viele geschrieben, die es selbst erlebt hatten.“ Sogar ihre Mutter habe ihr erzählt, dass sie nach der Geburt ebenfalls unter Depressionen gelitten habe. „Ich glaube, dass es helfen kann zu reden. Und ich möchte allen Mut machen und wünsche ihnen die nötige Kraft dazu“, betont Ellen Radtke. Auch aus dem Seniorinnen-Kreis der Eversburger Gemeinde hat sie Zustimmung erhalten. „Heute redet man darüber. Wir waren früher allein“, habe es geheißen.

Anfang November ist nun die dritte Staffel von „Anders Amen“ gestartet. Ellen Radkte geht es mittlerweile wieder etwas besser. „Aber es wird dauern, bis ich wieder so fröhlich und unbeschwert bin wie früher.“