Analyse: Hochschulen intensivieren Maßnahmen gegen Studienabbruch
Um die Studienabbruch-Zahl zu senken, bauen deutsche Universitäten und Fachhochschulen einer Analyse zufolge zunehmend die Beratung und Unterstützung für Erstsemester aus. Aktuell setzen 52 Prozent aller Fachbereiche an den rund 220 Hochschulen sogenannte Self-Assessment-Tools als Orientierungshilfe bei der Studienwahl ein, wie das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) am Dienstag in Gütersloh mitteilte. Im Jahr 2021 habe der Anteil noch bei 40 Prozent gelegen.
Anhand von Auswahltest, Fragen zur Persönlichkeit oder zu Interessen böten diese Tools eine gute Möglichkeit zur Selbsteinschätzung. Der Anteil der Fachbereiche, die zum Studienstart Brückenkurse bereithalten, ist den Angaben zufolge zudem seit 2021 von 67 Prozent auf 77 Prozent gestiegen.
Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigten, dass 2019 elf Prozent der Erststudierenden bereits während der ersten drei Semester ihr Studium abgebrochen haben, hieß es. Die von den jungen Menschen häufig genannten Gründe wie Leistungsprobleme oder mangelnde Motivation deuteten oft auf ein „Matching-Problem“ hin, sagte Co-Studienleiter Cort-Denis Hachmeister. „Das bedeutet, die Selbstzuordnung der Studierenden für ein Studium beziehungsweise ein bestimmtes Studienfach erweist sich als unpassend.“
Viele Hochschulen hätten erkannt, dass ein besserer Abgleich durch Self-Assessment-Tools sowie eine intensive Betreuung zum Start Abhilfe schaffen können. So könnten Brücken- oder Vorkurse den Erstsemestern helfen, Wissenslücken vor dem Studienstart zu schließen, sowie den Campus und die dortige Arbeitsweise kennenzulernen.
Eine Beratung zur individuellen Studienverlaufsplanung gibt es laut Studie nahezu flächendeckend. Zwei Drittel der über 1.600 abgefragten Fachbereiche gaben zudem eine semesterbegleitende Rückmeldung zum Lernerfolg an. Frühwarnsysteme bei Anzeichen für einen Studienabbruch seien bei knapp der Hälfte der Fakultäten (48 Prozent) zu finden.
Hachmeister forderte darüber hinaus von den Hochschulen, Studienabbrecher im Übergang auf den Arbeitsmarkt zu begleiten. „Der Wechsel von einem Studium in eine passende Ausbildung, sollte als normaler Teil des Bildungswegs und nicht als persönliches Scheitern wahrgenommen werden“, sagte CHE-Experte.
Für die Studie „Check Hochschulzugang und Studieneingang in Deutschland“ wurden den Angaben zufolge die Daten und Beratungsangebote der Studieneingangsphase von 1.657 Fachbereichen an 222 deutschen Hochschulen ausgewertet. Der Fokus lag auf dem Zeitraum von 2022 bis 2024.