Amnesty fordert Aufarbeitung des Mordes an Christin in Nigeria

Knapp zwei Jahre nach dem Lynchmord an einer christlichen Studentin in Nigeria sind die Täter noch immer nicht verurteilt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International drängt auf Aufarbeitung des Verbrechens.

In Nigeria hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Behörden aufgefordert, den Mord an der Christin Deborah Samuel aufzuarbeiten und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Die Regierung versäume es konsequent, „Gewalt im Namen der Religion zu bekämpfen“, schrieb Amnesty am Dienstag im Kurznachrichtendienst X. Damit blieben Verbrechen in Nigeria ungestraft, hieß es.

Im Mai 2022 hatten Kommilitonen der damals 22-jährigen Studentin vorgeworfen, in einer gemeinsamen WhatsApp-Grupp den Propheten Mohammed verunglimpft zu haben. Nigerianischen Medienberichten zufolge hatte sie dazu aufgefordert, keine religiösen Kommentare zu verschicken. Studierende am College Shehu Shagari im muslimisch geprägten Bundesstaat Sokoto im Nordwesten Nigerias sahen das als Blasphemie an und verfolgten Samuel auf dem College-Gelände. Sie verbarrikadierte sich zunächst in einem Zimmer, wurde aber auf den Hof gezerrt und zu Tode geprügelt. Anschließend wurde ihr Körper angezündet.

In Nigeria bekennen sich gut 50 Prozent der 230 Millionen Einwohner zum Islam. In zwölf Bundesstaaten im muslimisch geprägten Norden gilt die Scharia. Seit Mitte der 1980er Jahre ist es dort wie auch in Teilen Zentralnigerias wegen mutmaßlicher Gotteslästerung mehrfach zu schweren Ausschreitungen gekommen.