„Am Kern vorbei“ – Tafel kritisiert Legalisierung von Container

Für den Bundesvorsitzenden der Tafel Deutschland ist die geplante Legalisierung des Containern „zynisch“ und „Symbolpolitik“. Er wünscht sich, dass der Fokus auf der Bekämpfung der Ursachen liegt.

Jochen Brühl ist ehrenamtlicher Vorsitzender der Tafel Deutschland e.V. sowie Mitglied im Vorstand der Europäischen Foodbank FEBA
Jochen Brühl ist ehrenamtlicher Vorsitzender der Tafel Deutschland e.V. sowie Mitglied im Vorstand der Europäischen Foodbank FEBAImago / epd

Wer in Deutschland Lebensmittel aus Abfallcontainern holt, sollte aus Sicht des Bundesvorsitzenden der Tafel Deutschland, Jochen Brühl, zwar prinzipiell nicht strafrechtlich verfolgt werden. „Es ist jedoch zynisch, dass es Menschen erlaubt werden soll, im Müll nach Lebensmitteln zu suchen, um sich ernähren zu können“, sagte Brühl dem Redaktions-Netzwerk Deutschland. „Das ist eine Symbolpolitik, die am Kern vorbeigeht und keine Lösung für die Probleme Armut sowie Lebensmittelverschwendung darstellt.“

Um gegen Lebensmittelverschwendung anzugehen, müsse die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet werden. „Jedes dritte Lebensmittel wird entsorgt statt gegessen“, so Brühl. „Es herrscht eine massive Überproduktion, weil die Supermärkte auch am Abend noch gut gefüllt sein sollen.“ Mehr als 50 Prozent der Lebensmittelverschwendung falle zudem in privaten Haushalten an. „Hier benötigt es Bildungskampagnen und Aufklärungsangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene“, so der Tafel-Vorsitzende. „Gute und noch genießbare Lebensmittel dürfen erst gar nicht in der Tonne landen.“

Die Bundesregierung hatte zuletzt eine Initiative zur Entkriminalisierung des sogenannten Containerns beworben. Eine außerordentliche Sitzung des zuständigen Ausschusses von Bund und Ländern über den strafrechtlichen Umgang mit Containern war am Dienstag zunächst ohne Ergebnis geblieben.