Als die Festbotschaft aus dem All kam

Im Jahr 1968 umrunden drei Astronauten zu Weihnachten den Mond. An Heiligabend tragen sie die Schöpfungsgeschichte aus der Bibel vor. Eine Lesestunde, die in die Geschichte eingeht.

Marco Ludwig in der Sternwarte in Neumünster
Marco Ludwig in der Sternwarte in NeumünsterKristina Larek

Neumünster. Wenn Marco Ludwig Heiligabend eine Botschaft aus dem Weltraum senden könnte, er würde es wahrscheinlich noch einmal genauso machen wie Frank Borman, William Anders und James Lovell am 24. Dezember 1968. „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer …“: Die drei Astro­nauten der Mission Apollo 8 haben aus der Mondumlaufbahn einen Teil der biblischen Schöpfungsgeschichte vorgelesen. „Ich finde die Genesis eigentlich schon sehr passend, also warum das Rad neu erfinden“, sagt der Leiter der Sternwarte Neumünster.
Zum 50-jährigen Jubiläum dieser Weihnachtsbotschaft aus dem All hat Marco Ludwig sich erneut mit der Geschichte von Apollo 8 und der damaligen Zeit beschäftigt. Der Vietnamkrieg, die Morde an Martin Luther King und Robert F. Kennedy,  aber auch die Unzufriedenheit der Menschen weltweit, die zu Protesten geführt haben: „1968 war ein sehr raues Jahr“, sagt Ludwig. Es habe Chaos in der Gesellschaft geherrscht. Zum Jahresende habe diese Mission dann die Welt beschäftigt.

Wettlauf mit der Sowjetunion

Eigentlich sollte bei Apollo 8 nur die Mondlandefähre getestet werden. Doch die war schlicht nicht fertig, erklärt Ludwig. Hinzu kam das fanatische Wettrennen zwischen den USA und der Sowjetunion in Sachen Weltraum. Die NASA hatte es nicht geschafft, den ersten Menschen ins All zu schicken. Das war im April 1961 der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin. Daher  habe gegolten, „wenn wir beweisen wollen, dass die westliche Welt der Sowjetunion überlegen ist, dann müssen wir die Mondlandung schaffen“, beschreibt Ludwig die Situation. 
1968 wollte der amerikanische Geheimdienst herausgefunden haben, dass die sowjetische Mondrakete bereit sei und vermutlich zur Weihnachtszeit 1968 starten würde. Also schickte die NASA Frank Borman, William Anders und James Lovell am 21. Dezember auf die berühmte Mondmission. „Das einzige Ziel war es, sicher zum Mond zu kommen, ein paar Runden zu drehen, Fotos zu machen und sicher zurück zur Erde zu kommen“, so Ludwig. 
Ein Moment war für die Astronauten ganz besonders. „Das Ganze passierte hinter dem Mond, es war Funkstille“, beschreibt Ludwig. Als das Raumschiff hinter dem Mond hervorkam, „sahen die Astronauten erstmals in der Geschichte der Menschheit die Erde über der Mondoberfläche aufgehen“. Der „Erdaufgang“ habe die Männer überwältigt. Er ist als Foto in die Geschichte eingegangen. 
Kirche und Weltallt
Vielleicht hätten die drei Astronauten aus genau diesem Grund die Schöpfungsgeschichte als Weihnachtsbotschaft aus dem All gewählt. „Sie blickten auf die Erde, aus 380 000 Kilometer Entfernung, und lasen vor, wie Gott die Erde erschuf“, sagt Ludwig sichtlich beeindruckt. „Sicherlich war das vor dem Hintergrund der aufgehenden Erde über dem Mond etwas ganz Besonderes.“ 
Für Marco Ludwig war Kirche immer ein Teil seines Lebens. „Ich habe in der Innenstadt von Neumünster gewohnt, und die Vicelinkirche ist einfach meine Kirche.“ Als Jugendlicher sei dann die Begeisterung für den Weltraum hinzugekommen, „sodass ich oft hierher zur Sternwarte kam“. Mit der Zeit wurde die Liebe für die Sterne größer. „In der Sternwarte hatte ich das Gefühl, einen spirituellen Ort gefunden zu haben, an dem ich ganz anders berührt werde, wenn ich in die Tiefen des Universums schaue“, so der 36-Jährige.
Kirche und Weltall, für Marco Ludwig passt das zusammen. „Weltraumforschung und Astronomie liefern der Menschheit Antworten auf Fragen, die wir uns schon seit Jahrhunderten stellen.“ Fragen, auf die auch die Kirche immer wieder Antworten gesucht hat. Zum Beispiel werde auf der Raumstation zum Thema Klimaschutz geforscht und damit zur Frage, wie die Zukunft unseres Planeten aussieht und wie wir mit ihm umgehen.