Alles andere als perfekt

Auf Menschen wie Petrus ist unsere Kirche gebaut. Gedanken zum Predigttext für Miserikordias Domini.

Von Alexander Brodt-Zabka

Predigttext am Sonntag Miserikordias Domini: Johannes 21,15–1915 Nachdem er gefrühstückt hat, spricht Jesus zu Simon Petrus: „Simon (Sohn von) Johannes – hast Du mich lieber als mich die anderen haben?“ Er spricht zu ihm: „Ja Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ Er spricht zu ihm: „Weide meine Lämmer“. 16 Er spricht zu ihm aufs Neue ein zweites Mal: „Simon (Sohn von) Johannes – hast du mich lieb?“ Er spricht zu ihm: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ Er spricht zu ihm: „Leite meine Schafe“. 17 Er spricht zu ihm ein drittes Mal: „Simon (Sohn von) Johannes – liebst du mich?“ Da wurde Petrus traurig, dass er zu ihm zum dritten Mal gesagt hat: „Liebst du mich?“ Und er spricht zu ihm: „Herr, alles weißt du, du spürst doch, dass ich dich liebe.“ Jesus spricht zu ihm: „Weide meine Schafe. 18 Amen, amen, ich sage dir: Als du jünger gewesen bist, hast du dich selbst angezogen und bist gegangen, wohin immer du Lust hattest. Wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich anziehen und führen, wohin du nicht willst.“ 19 Das hat er aber gesagt, um anzudeuten, mit welchem Tod Gott ihn ehren wird. Und nachdem er das gesagt hat, spricht er zu ihm: „Folge mir nach“.(Übersetzung von Alexander Brodt-Zabka)

Dreimal hatte er ihn verleugnet – dreimal wird er jetzt nach seiner Liebe gefragt. Wenn einmal das Vertrauen verspielt ist, muss es mühsam erst wieder zurückgewonnen werden. Kaum eine Frage ist dann so schmerzhaft wie diese: „Liebst du mich?“ Das trifft mitten ins Herz. Wie soll das denn einer beweisen? Da mag er noch so sehr beteuern: „Du weißt doch, dass ich dich liebe.“ Mit dem Wissen ist es aber nicht getan, Liebe geht viel tiefer und muss gespürt werden. Die Fragen Jesu an „Simon (Sohn des) Johannes“ nach seiner Liebe halten ihm einen Spiegel vors Herz. Dass Jesus seinen Namen Petrus nicht in den Mund nimmt, muss ihm einen zusätzlichen Stich versetzt haben, hatte er ihn doch früher noch Petrus – Fels – genannt. Von diesem Fels scheint nichts übrig geblieben. Und dann gleich dreimal die Frage nach seiner Liebe – das macht hilflos und konfrontiert mit der eigenen Schuld. Mit dem Wissen ist es in der Liebe jedenfalls nicht getan. „Du spürst doch, dass ich dich liebe“; als Petrus in seiner Not über alles Wissen hinausgehend endlich vom Gefühl spricht, öffnet sich ein neuer Horizont.

Ostern heißt: Das eigene Leben aus der Hand geben

Auf Menschen wie Petrus ist die gesamte Kirche gebaut. Also alles andere als perfekt und makellos, eher ein Fels, der brüchig ist. Manches Vertrauen ist da verspielt worden in der Vergangenheit und wird es auch heute noch. Wie oft ist Simon Petrus und sind wir in der Nachfolge Jesu gescheitert. Immer dann nämlich, wenn es nicht mehr um die Liebe ging, um die sich im Glauben alles dreht.

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