Alle zwei Tage tritt ein Kind im Jemen auf eine Landmine

Seit acht Jahren wütet im arabischen Staat Jemen ein grausamer und oft vergessener Krieg. Laut eines neuen Berichts der Hilfsorganisation Save the Children sind vor allem Kinder Opfer des Konflikts.

Spielende Kinder in einem Flüchtlingslager bei Sanaa im Jemen
Spielende Kinder in einem Flüchtlingslager bei Sanaa im JemenImago / Xinhua

Immer mehr Kinder im Jemen sterben offenbar durch Minen, Blindgänger oder herumliegende Explosivwaffen. Das geht aus dem Bericht „Watching Our Every Step“ hervor, den die Hilfsorganisation Save the Children vorstellte. Demnach ist die Zahl der Kinder, die in dem vorderasiatischen Land durch Kampfmittelrückstände getötet wurden, in den vergangenen vier Jahren um das Achtfache gestiegen.

Am Sonntag jährt sich der Kriegsbeginn im Jemen zum achten Mal. Diese Zeit und jahrzehntelange Konflikte hätten „ein tödliches Erbe“ hinterlassen, so die Helfer. Im vergangenen Jahr seien 199 Jungen und Mädchen durch Kampfmittelrückstände ums Leben gekommen. Damit löste 2022 alle zwei Tage ein Kind versehentlich eine Mine oder einen Blindgänger aus.

Fast die Hälfte aller Vorfälle, an denen Kinder beteiligt waren, endete der Studie zufolge tödlich. Der Einsatz von Antipersonenminen verstößt gegen das humanitäre Völkerrecht, da diese Waffen nicht zwischen Zivilpersonen und Kombattanten unterscheiden können.

Kinder seien die am meisten gefährdete Bevölkerungsgruppe im Jemen, betonte der stellvertretende Länderdirektor von Save the Children, Ashfaq Ahmad. „Wir dürfen nicht länger tatenlos zusehen, wie ihr Leben durch diese grauenvollen Waffen zerstört wird.“

Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch

Während des sechsmonatigen Waffenstillstandes im vergangenen Jahr stieg die Gefahr dem Bericht zufolge sogar an, weil Familien in Gebiete zurückkehrten, in denen zuvor gekämpft worden war. Oft treten Kinder beim Spielen, Viehhüten, Holzsammeln oder Wasserholen auf Minen oder Blindgänger, wie es hieß. „Die Verwendung von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten setzt Kinder enormen Gefahren aus – auch Jahre nach deren Einsatz“, erklärte die Advocacy Managerin bei Save the Children Deutschland, Lea Meyer.

Hinzu kommt nach Angaben der Organisation, dass das Gesundheitssystem im Jemen „kurz vor dem Zusammenbruch“ stehe und es dort kaum Reha-Fachkräfte gebe. Verletzte Kinder hätten daher keinen Zugang zu langfristiger Versorgung; viele könnten nicht in die Schule zurückkehren. Vielfach litten sie neben körperlichen Verletzungen auch an Schlafstörungen und Angstzuständen.

Der humanitäre Plan der Vereinten Nationen müsse vollständig finanziert werden, so die Helfer. Zudem brauche es Mittel für die psychosoziale Unterstützung von Kindern.