Aktivistin: Mehr Indigene durch Drogenbanden bedroht

Immer mehr indigene Gemeinden in Mexiko sind in kriminelle Verflechtungen der Drogenbanden gefangen und leiden unter brutalster Gewalt, warnt Aktivistin Ofelia Medina.

Schauspielerin und Aktivistin Ofelia Medina
Schauspielerin und Aktivistin Ofelia Medinaepd-bild / Ofelia Medina

Die Angriffe von Drogenbanden gegen indigene Gemeinden im Süden Mexikos werden laut der Schauspielerin und Aktivistin Ofelia Medina immer bedrohlicher. „Nie haben wir so viel Gewalt erlebt wie heute“, sagte die Gründerin der Hilfsorganisation für Ureinwohner-Kinder Fisanim dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zugleich habe in einigen Regionen der Staat vollkommen die Kontrolle verloren.

Im Juli seien deshalb in der Grenzregion zu Guatemala mehrere Hundert Menschen ins Nachbarland geflohen, sagte Medina. Aber auch im Hochland nahe der Touristenstadt San Cristóbal de las Casas herrsche Chaos: „In den Gemeinden Chenalhó und Pantelhó kämpfen kriminelle Gruppen um die Vorherrschaft“, erläuterte die 74-Jährige, die sich seit den 90er Jahren gegen die Unterernährung von indigenen Kindern einsetzt.

Ofelia Medina: Sicherheitskräfte verhalten sich passiv

Im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas erleiden die Menschen laut Medina durch Drogen-, Waffen- und Menschenhandel neue Formen brutalster Gewalt. Auch katholische Kirchengemeinden haben jüngst in einem ungewöhnlich harschen Schreiben darauf aufmerksam gemacht. Denn mitten im umkämpften Gebiet befinden sich die Dörfer der „Las Abejas“ (Die Bienen), einer pazifistischen, basiskirchlichen Bewegung.

Medina zufolge zwingen Straßenblockaden und „ständige Schießereien“ ganze indigene Dorfgemeinschaften zur Flucht. Ende Juli seien die Bewohner des Ortes Tzanembolom geflohen, wenige Tage später verließen 800 Angehörige der Volksgruppe der Tsotsil ihre Dörfer San Clemente und La Esperanza in der Gemeinde Chenalhó.

Sicherheitslage in Chiapas bleibt instabil

Sie versuche zusammen mit Hilfsorganisationen, die Flüchtlinge mit Lebensmitteln zu versorgen, sagte Medina. „Der Hunger der Flüchtlinge verschlimmert sich von Tag zu Tag, die Lebensmittelpreise steigen drastisch.“ Aber wegen drohender Überfälle der Mafia sei es gefährlich.

Die immer schlechtere Lage in Chiapas habe die Menschen in eine Art Schockstarre versetzt, sagte Medina. „Alle warten auf den Regierungswechsel am 8. Dezember.“ Dann wird Eduardo Ramírez Aguilar von der Regierungspartei Morena sein Amt als Gouverneur antreten. Von der neuen Regionalregierung erwartet Medina die Entwaffnung der kriminellen Gruppen und eine Rückkehr zum Frieden. Doch an eine schnelle Besserung der Sicherheitslage glaubt sie nicht. Die Verrohung der Gesellschaft sei schon zu weit fortgeschritten.