Aktion im Ruhrgebiet gegen Personalmangel und Rationierung in Pflege

Pflegedienste im Ruhrgebiet wollen mit einem Aktionstag am 19. März auf „unsichtbare Warteschlangen und die stille Rationierung in der Pflege“ aufmerksam machen. Ab 12 Uhr starte vor dem Rathaus in Recklinghausen die Aktion „Pflegereform anpacken, sonst können wir einpacken“ mit verhüllten Pflegedienstfahrzeugen und einem Auto-Korso, kündigte die Ruhrgebietskonferenz Pflege am Mittwoch an. Malte Wulbrand von der Caritas in Recklinghausen, erklärte, in Anlehnung an den Aktionskünstler Christo würden Dinge verpackt, um ihren Wert für die Gesellschaft sichtbar zu machen. Zeitgleich würden die Pflegedienste mit einem Autokorso die unsichtbaren Warteschlangen vor den ambulanten Diensten veranschaulichen.

„Wenn wir nicht bald handeln, laufen wir in eine tiefgreifende Versorgungskrise“, mahnte Jörg Klomann von der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen und Sprecher der Ruhrgebietskonferenz. Im Jahr 2030 dürften uns rund 130.000 Pflegekräfte fehlen. Das bedeute 1,1 Mio. Pflegebedürftige, die unversorgt bleiben. „Das sind so viele Menschen, wie die Städte Essen und Dortmund zusammen Einwohner haben.“

Insbesondere in der ambulanten Pflege herrsche bereits ein nach außen kaum wahrnehmbarer, aber akuter Pflegenotstand, hieß es. Pflegedienste strichen Touren zusammen und schränkten ihre Versorgungsgebiete ein. Von 2020 bis 2024 hätten ambulante Dienste ihren Personalstamm um bis zu 20 Prozent reduzieren müssen. Der Fachkräftemangel werde sich weiter verschärfen, denn in den Pflegediensten seien zwei Drittel der Beschäftigten über 55 Jahre alt, erklärte die Ruhrgebietskonferenz Pflege. Um den prognostizieren Bedarf zu decken, müsste sich im Jahr 2030 jeder zweite Schulabgänger für einen Gesundheitsberuf entscheiden, erklärte Martina Waldner von der Arbeiterwohlfahrt Münsterland-Recklinghausen.

AWO-Expertin Waldner kritisierte eine Misstrauenskultur in der Pflege, die zu den Belastungen durch Prüfungen, Kontrollen und Genehmigungsverfahren beitrage. Vergütungsverhandlungen würden auf die lange Bank geschoben und Leistungsabrechnungen so lange herausgezögert, bis nicht wenige Pflegedienste in wirtschaftliche Schieflagen gerieten.

Die Arbeitgeber im Ruhrgebiet fordern eine Entbürokratisierung, eine konsequente Einführung von digitalen Lösungen sowie ein Investitionsprogramm für die digitale Infrastruktur und zur nachhaltigen Personalgewinnung.