“Akropolis Bonjour” ist eine überdrehte Familien- und Liebeskomödie um einen französischen Rentner, der bei einem nostalgischen Griechenland-Urlaub seine scheidungswillige Frau zurückgewinnen will.
In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:
Der französische Rentner Thierry Hamelin (Jacques Gamblin) und seine Familie unternehmen einen sentimentalen Ferientrip nach Griechenland, um an einen glücklichen Sommerurlaub im Jahre 1998 anzuknüpfen. Insgeheim will der Mann seine scheidungswillige Ehefrau Claire (Pascale Arbillot) auf dieser Reise wieder zurückerobern. Der flippige Sohn Antoine (Pablo Pauly) muss allerdings bestochen werden, um die Reise mitzumachen, und Tochter Karine (Agnès Hurstel), eine Anwältin, besteht darauf, dass ihr nerviger Lebensgefährte Christophe (Ludovik) dabei sein muss. Und auch vor Ort ist nicht alles so, wie die Hamelins es erinnern und sich für die Wiederkehr gewünscht haben.
Die kurzweilige Wohlfühlkomödie von François Uzan von 2022 variiert versiert die erzählerischen Schablonen des romantischen Ferienfilms und streut einige originelle Gags in eine kuriose Mischung aus Slapstick, temporeichen Dialogen und auch manchen platten Witzen. Feinfühlig porträtiert Uzan auch den desolaten Zustand einer Familie, die früher offenbar glücklich war, dann aber auseinanderdriftete, weil alle nur noch an sich dachten. Die recht vorhersehbare Dramaturgie wird durch ein spielfreudiges Ensemble aufgefangen.
Thierry Hamelin (Jacques Gamblin) hat Glück im Unglück. Gerade erst teilte ihm seine Frau, die Ärztin Claire (Pascale Arbillot), während einer Motorroller-Fahrt beiläufig mit: “Wir lassen uns scheiden. Da ist einfach nichts mehr.” Doch dann entdeckt der ehemalige Buchhalter in der riesigen Fotosammlung, die er seit seiner Pensionierung penibel ordnet und digitalisiert, ein Bild von einem Griechenland-Urlaub im Jahr 1998.
Auf die Rückseite hat Claire seinerzeit notiert: “Wann machen wir diesen Urlaub noch einmal?” Die Ehefrau ist zwar fest entschlossen, ein neues Leben ohne Thierry zu beginnen, doch den Wunsch nach einem letzten gemeinsamen Urlaub mit den erwachsenen Kindern an eben diesem schönen Strand in Griechenland kann sie dann doch nicht ausschlagen. Zumal sie sich das einst so sehr gewünscht hat.
Um den flippigen Sohn Antoine (Pablo Pauly) zu überreden, nicht mit seinen Freunden nach Ibiza zu fliegen, muss Thierry allerdings 1.500 Euro springen lassen. Denn der großspurige Entwickler von Apps, die niemand braucht, ist fast immer knapp bei Kasse. Und Tochter Karine (Agnes Hurstel), eine aufstrebende, aber überarbeitete Anwältin, stößt ihren Vater zuerst vor den Kopf, weil Thierry ihren Lebensgefährten Christophe (Ludovik), einen notorischen Besserwisser und Langweiler, nicht eingeladen hat. Dann aber fährt Karine doch mit – und lässt Christophe auf eigene Faust nachkommen.
Als die Familie im Hotel von damals ankommt, zeigt sich, dass die 25 Jahre ihre Spuren hinterlassen haben: der Pool außer Betrieb, kleine Ventilatoren statt einer Klimaanlage, olle Telefone mit Wählscheibe statt WLAN. Weil auch sonst allerhand schiefgeht, sieht es für Thierrys detailliert ausgetüftelten Geheimplan zur Rückeroberung der Gattin bald schlecht aus. Denn die will möglichst schnell nach Paris zurück.
Mit der kurzweiligen Romantikkomödie “Akropolis Bonjour” wechselt der französische Drehbuchautor und Filmproduzent Francois Uzan erstmals auf den Regiestuhl. In seinem Drehbuch schickt er einen etwas verpeilten Pensionär, der gar nicht mehr merkt, wie sehr er seine noch mitten im Leben stehende Frau vernachlässigt hat, auf die Suche nach der verlorenen Zeit.
Wie weit sich Thierry in seiner manischen Ordnungsliebe von der Realität seiner Familienangehörigen entfernt hat, enthüllt schon die pointierte Eingangsszene, in der er mit penetrantem Egoismus eine Gerichtsverhandlung stört, in der seine Tochter gerade das Plädoyer hält – nur weil er gerade wissen will, ob ein Kinderfoto von ihr und ihrem Bruder im Asterix-Park oder im Disneyland entstanden ist.
Gelungen an dem Regiedebüt ist die feinfühlige Art und Weise, wie Uzan den desolaten Zustand einer Familie porträtiert, die früher offenbar glücklich war, dann aber auseinanderdriftete, weil alle nur noch an sich dachten. Nicht nur der Protagonist, sondern auch Frau und Kinder werden durch eine Kette von Missgeschicken und Störungen dann aber daran erinnert, worauf es im Leben wirklich ankommt.
Uzan nutzt dafür einen eigenwilligen Mix aus Slapstick-Nummern, temporeichen Dialogen und platten Witzen, den er immer wieder mit originellen Gags anreichert. Etwa wenn Antoine, Karine und Christophe in einem Krankenhaus infolge einer Verwechslung plötzlich denken, dass Claire gestorben sei, und Christophe schwarzhumorig anmerkt: “Habt ihr schon an eine Organspende gedacht?”
Für die recht vorhersehbare Dramaturgie des redseligen Wohlfühlfilms entschädigt ein durchweg spielfreudiges Ensemble. Zwischen Jacques Gamblin und Pascale Arbillot stimmt die Chemie. Sie geben überzeugend Ehegatten, die ihre Stärken und Schwächen seit Jahrzehnten im Detail kennen und ebenso lange lieben und hassen. Während Pablo Pauly als naiver Draufgänger Antoine eher eindimensional bleibt, gibt Ludovik als Nervensäge Christophe dem Affen Zucker, lässt aber auch ein feines Gespür für Selbstironie aufblitzen.
Den stärksten Eindruck hinterlässt Agnes Hurstel. Wie sie die rationalistische Juristin zunächst in eine flirtfreudige Partygängerin und später in eine wütende Furie verwandelt, die im Hotelfoyer randaliert und vier Polizisten beschäftigt, enthüllt eine bewundernswerte Wandlungsfähigkeit und ist mit großer Leidenschaft gespielt.