Akademie der Künste erwirbt Skandal-Zeichnungen von George Grosz

Mit den Schwejk-Zeichnungen von George Grosz schließt die Berliner Akademie der Künste eine Lücke in ihrer Kunstsammlung. Ab dem 4. Juli sind die Bilder, die einen Skandal auslösten, im Kleinen Grosz Museum zu sehen.

Es lohnt sich, näher an die drei Zeichnungen im Zentrum der Präsentation zu treten: “Christus mit der Gasmaske”, “Seid untertan der Obrigkeit” und “Die Ausschüttung des Heiligen Geistes”. Der Maler George Grosz (1893-1959) hat sie für Erwin Piscators Theater-Inszenierung des Romans “Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk” des tschechischen Schriftstellers Jaroslav Hasek gezeichnet. Ende der 1920er Jahre war das, als Grosz und seinen Zeitgenossen die Leiden des Ersten Weltkriegs noch in den Knochen steckten. Grosz, der mit bürgerlichem Namen Georg Ehrenfried Groß hieß, zeichnete die Bilder für Trickfilmsequenzen im Hintergrund der Berliner Aufführung und gestaltete verschiedene Entwürfe.

Die drei Werke gehören zu insgesamt 13 neu erworbenen Schwejk-Zeichnungen des Malers, welche die Akademie der Künste Berlin jetzt ihr eigen nennen kann. Man schließe damit ein “Missing Link” der eigenen Kunstsammlung, sagte der Direktor des Akademie-Archivs, Werner Heegewaldt, am Mittwoch vor Journalisten. Die Zeichnungen stammten aus dem Nachlass des Malers; eine aus italienischem Privatbesitz. Der Ankauf erfolgte den Angaben zufolge mit finanzieller Unterstützung durch die Kulturstiftung der Länder und die Ernst von Siemens Kunststiftung.

Doch was sieht man auf den drei Werken im Zentrum? Bei “Christus mit der Gasmaske” ist Jesus zu sehen, der mit einer Gasmaske am Kreuz hängt. Ein Sinnbild für die Leiden der Soldaten während des Krieges und sicherlich keine “öffentliche Beschimpfung von Einrichtungen der christlichen Kirchen”, wie die Behörden damals unkten und Grosz und seine Werke juristisch verfolgten. Auf “Seid untertan der Obrigkeit” erkennt man die Repräsentanten der damaligen bürgerlichen Gesellschaft: zwei Militärs, die Österreich und Preußen darstellen und sich die Hände reichen, dazu einen Richter mit Totenschädelgesicht, der statt dem üblichen Justiz-Symbol der Waage eine Geißel hält, und schließlich einen Geistlichen, der auf der Nase ein Kreuz jongliert und dabei einen reichlich komischen Eindruck macht.

Auch beim Werk “Die Ausschüttung des heiligen Geistes” sparte Grosz nicht mit beißender Kirchenkritik. Aus dem Mund des Predigers auf der Kanzel fliegen keine pfingstlichen Feuerzungen, sondern Raketen. Die Gesichter der Gemeindemitglieder wirken feist und hinterhältig. Die Verwirklichung des Kirchenideals scheint gründlich misslungen zu sein.

Drei Jahre dauerte der Gerichtsprozess, den man gegen Grosz und seine Bilder führte. Das Ergebnis: ein Freispruch für den Künstler – aber verbunden mit der Auflage, die Originalzeichnung des “Christus mit der Gasmaske” zu zerstören. George Grosz’ Verleger machte dem skandalösen Ansinnen einen Strich durch die Rechnung, indem er die Zeichnung verschwinden ließ. Bereits 1988 gelangte sie ins Archiv der Künste. Nun sind die anderen dazugehörigen Zeichnungen dazugekommen. Mag es sich bei der “Ausschüttung des Heiligen Geistes” auch nicht um das Original handeln, das weiterhin als verschollen gilt. Die nun vorliegende Ausarbeitung vermittelt die wesentlichen Dinge.

Vom 4. Juli bis zum 25. November werden die Zeichnungen unter dem Titel “‘Was sind das für Zeiten?’ – Brecht, Grosz und Piscator” im Kleinen Grosz Museum in Berlin gezeigt. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit der Akademie der Künste Berlin.