Ärztechef: Leistungskürzungen ohne Finanzierung unabdingbar

Gleiche Leistung bei gleichen Kosten? Im Gesundheitssystem wird das nicht klappen, mahnt Ärztechef Andreas Gassen. Ein Schlüssel könnte die Krankenhausreform sein – wenn sie denn durchkommt.

Ohne zusätzliche Finanzierung des Gesundheitswesens werden aus Sicht von Ärztechef Andreas Gassen Leistungskürzungen im Sektor unausweichlich sein. “Der ambulante Bereich ist seit Jahren unterfinanziert, rund zehn Prozent der Leistungen werden nicht honoriert”, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (Donnerstag).

Wenn Gesundheitsleistungen nicht angetastet und zudem weiter medizinische Forschung betrieben werden solle, “wird es teurer, und dann müssen die Beiträge angehoben werden”, warnte Gassen. “Das geht freilich nur bis zu einem gewissen Punkt, und die Schmerzgrenze bei den Sozialabgaben allgemein ist für viele erreicht.”

Ein Instrument zur Kosteneinsparung sieht der Ärztechef in einer Reduzierung der Krankenhäuser. “Wenn wir den ambulanten Bereich endlich vernünftig finanzieren und damit wirklich stärken und gleichzeitig unnötige Kliniken schließen, könnte letztlich Geld eingespart und Versorgung verbessert werden”, betonte Gassen. Durch das dann frei werdende Personal ließe sich auch die Personalnot in anderen Krankenhäusern und Arztpraxen lindern.

Eine Schließung von Häusern ist auch Teil der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angestrebten Krankenhausreform. Dass dadurch aber eine tatsächliche Reduzierung der Kliniken stattfände, hält Gassen für unwahrscheinlich. Lauterbachs Pläne sehen vor, nicht benötigte Standorte in sektorenübergreifende Versorgungszentren umzubauen. “Die würden fast genauso viel Personal binden und Kosten verursachen”, so Gassen. Gleichzeitig mahnte er Bund und Länder zur Einigung bei der Reform. “Es wäre mein dringender Appell, dass beide Seiten miteinander reden und einen guten Kompromiss schmieden.” Ein Scheitern wäre hingegen “desaströs”.