Artikel teilen:

Advent feiern heißt warten können

Eine junge Theologin schreibt an den unbekannten Autor des Briefes an die Hebräer. Zum Predigttext am 1. Advent.

Predigttext am 1. Advent: Hebräer 10, (19–22)23–2523 Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat; 24 und lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken 25 und nicht verlassen unsre Versammlungen, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht.

Von Rajah Scheepers4Sehr geehrter anonymer Autor des Hebräerbriefes, es freut mich, dass sich endlich – nach all den langen Jahren nach Abfassung Deines Briefes – die Gelegenheit ergibt, Dir persönlich zu schreiben. Umso gespannter bin ich auf die Antwort. Schon seit meiner Zeit als Theologiestudentin hat mich Dein Brief fasziniert mit seiner originellen Sprache und der so ganz anderen Theologie, als sie sich in den Evangelien oder bei Paulus findet.Bei meiner Vorbereitung für den 1. Advent bin ich nun wieder auf einen Abschnitt aus Deinem Brief gestoßen und über ihn gestolpert. Deswegen nutze ich nun gerne die Gelegenheit, Dich persönlich anzusprechen. Im 10. Kapitel ermahnst Du uns, Deine Leser und Leserinnen, am Bekenntnis der Hoffnung treu und ohne zu Wanken festzuhalten sowie beieinander zu bleiben. Du begründest dies damit, dass wir ja sehen, dass sich der Tag naht. Nicht irgendein Tag, sondern der Tag, also der Tag, an dem unser Herr Jesus Christus wiederkommen wird und eine neue Zeit anbricht.Nun, mit Verlaub und bei allem Respekt – es sind, seitdem Du diesen Brief geschrieben hast, mittlerweile fast zweitausend Jahre vergangen und ich kann nicht erkennen, dass dieser Tag anbricht. Ich weiß, dass manche Menschen dies damals geglaubt haben und in einer sehr realen Naherwartung gelebt haben. Deswegen war dann die Überraschung umso größer war, als die ersten Christen einfach gestorben sind und weder sogleich wieder auferstanden sind, geschweige denn die Wiederkunft Christi eintrat. Auch in der Geschichte der Kirche gibt es viele Beispiele, wo Menschen meinten, die Zeichen dafür zu sehen, dass der Tag naht – doch tatsächlich warten wir immer noch darauf.

Weiterlesen