Achtsam und zuverlässig

Am 20.01. wird Martin-Michael Passauer 80 Jahre alt. Als Pfarrer in Ostberlin war er eine Identifikationsfigur während der Friedlichen Revolution. Weggefährte Karl-Heinrich Lütcke schreibt über ihn.

Martin-Michael Passauer
Martin-Michael PassauerUwe Baumann

Als einen durch und durch positiven Menschen habe ich Martin-­Michael Passauer erlebt – bei positiv bitte nicht an Corona denken! Freundlich und mit offenen Armen geht er auf Menschen zu. So habe ich selbst ihn freundschaftlich erlebt, und so hat er auch sein Amt ausgeübt. ­Diese Haltung hat sicher dazu ­beigetragen, dass es ihm so gut ­gelungen ist, den aus Ost und West wieder neu erstandenen Gesamtberliner Sprengel zusammen­zuführen. Im Osten war er schon bekannt: als Jugendpfarrer, als ­persönlicher Referent von Bischof Gottfried Forck, als engagiert ­Be­teiligter bei der Friedlichen ­Revolution. Im Westen hat er mit seiner offenen und zugewandten Art die Herzen erobert.

Von Passauer lernen heißt Danken lernen. Das habe ich einmal ­etwas scherzhaft gesagt. Wo auch immer, nach einem Vortrag in der Kirchenleitung oder bei einem ­Besuch in ­einer Gemeinde – Passauer vergisst nicht, zu danken. Das ist gerade in einer Zeit wichtig, in der es so viel böse Kritik bis hin zum „Runtermachen“ von Menschen gibt. Wer dankt, wendet sich damit dem Gegenüber zu, stellt eine Beziehung her. Und dann ist immer noch genug Zeit für Einwände. ­Kritisches spricht Martin-Michael Passauer meistens erst einmal als Frage an.

Er war ein achtsamer General­superintendent. So habe ich ihn ­erlebt, in der Kirchenleitung, ­gegenüber dem Konsistorium und bei Visitationen. Zu dieser Passauer‘schen Achtsamkeit gehört wie der Dank auch die Frage, ob ein Gast sich wohl fühlt, und die diakonische Ur-Tätigkeit, für die auch sein Vorbild, Bischof Forck, bekannt war: Kaffee einzuschenken oder Stühle bereitzustellen.

Hinter seiner Fähigkeit zum ­Danken steckt keine Friede-Freude-Eierkuchen-Haltung. In der ­Kirchenleitung und in anderen ­Gremien hat er Themen und Auf­gaben, die er für wichtig hielt, ­geduldig und hartnäckig immer wieder angesprochen. Seine ­positive Ausstrahlung und seine ­Be­harrlichkeit taten und tun ­unserer Kirche gut.

Karl-Heinrich Lütcke war von 1990 bis 2005 Propst der EKBO beziehungsweise bis 2004 ihrer Vorgängerin, der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg.