Abschiedskolumne: Gesegnetes Pferd

In seiner Abschiedskolumne schreibt Veit Hoffmann über die Segnung eines Pferdes, über seinen Hund und über das Bellen und Wiehern im Himmel.

Foto: epd

Von Veit Hoffmann

Als wohlerzogener Hund ist mein Hund eine Katastrophe. Das weiß ich, weil mir einfach die Zeit fehlt, ihn anständig zu erziehen. An schlechtem Gewissen mangelt es mir deshalb nicht. Doch als Begleiter bei unseren Waldspaziergängen, als Fußwärmer unter meinem Schreibtisch und als treuer Freund ist er unersetzlich. Würde er sterben wäre das ein schwerer Schlag.

So erging es leider jener Frau, die mich vergangene Woche anrief. Ihr Pferd, ein ehemaliger Traber der Trabrennbahn Mariendorf, müsse eingeschläfert werden. Es sei alt und krank. Ich sollte dem Tier den letzten Segen auf der Koppel geben, bevor Tierarzt und Abdecker kämen. Natürlich sagte ich zu. Ich erlebe ja selbst, wie sehr man einem Tier verbunden sein kann. Zwar habe ich noch nie in 25 Jahren Pfarrdienst ein Pferd gesegnet, doch instinktiv verstand ich die Frau und sagte zu. Wir verabredeten uns auf der Koppel. Dort stand das alte Tier mit gesenktem Kopf und ramponiertem Fesselgelenk. Humpelnd kam es auf mich zu und dann geschah etwas Merkwürdiges. Zwei weitere Pferde gesellten sich dazu. Ein Kaltblüter, der früher im Wald gearbeitet hatte, doch durch einen Unfall auf einem Auge erblindet ist. Das andere war ein ebenfalls ramponiertes Traberpferd. Sie stellten sich rechts und links neben das Pferd, das ich segnen sollte. Es war ganz still. Die Pferde bewegten nicht einmal ihre Köpfe, so als hörten sie gespannt dem Segen zu:

Wir danken dir für die Zeit, die wir gemeinsam gehen durften.

Wir danken dir für die Treue, die du uns erwiesen hast.?

Wir danken dir für die Freude, die du uns geschenkt hast. ?

Wir danken dir für das Vertrauen, dass du uns erwiesen hast.?

Wir danken dir für die Arbeit, die du für uns geleistet hast. ?

Wir danken Gott, dass er dich zu uns gesandt hat und

wir danken Gott, dass er dich heim holt.

Wir wissen, dass deine Seele bei ihm geborgen ist.

Gott segnet dich und er schenkt dir seinen Frieden. Amen

Ich weiß nicht, ob Pferde auch das ewige Leben erwarten können. Ich bin mir auch unsicher, ob ich ein Bellen oder Wiehern im Himmel hören möchte, doch eines ist für mich klar: Es sind Kreaturen Gottes!

Mit dieser Kolumne verabschiede ich mich von Ihnen bis auf weiteres. Aus zeitlichen Gründen kann ich sie nicht fortführen. Wichtige Dinge, aber auch ein künftig wohlerzogener Hund, benötigen zur Zeit meine ganze Aufmerksamkeit.

Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und für so manche Rückmeldung.

Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest!