Über 50 Abschiedsbriefe von NS-Verfolgten aus dem Gefängnis Stadelheim kommen mit 80 Jahren Verspätung vielleicht endlich ans Ziel. Dafür sorge eine Kooperation mit den Arolsen Archives, dem Internationalen Zentrum über NS-Verfolgung, teilten die Staatlichen Archive Bayerns am Freitag in einer Presseeinladung mit. Seit April 2025 habe man damit begonnen, Daten zu vernetzen und nach biographischen Spuren der Hinrichtungsopfer zu heute lebenden Verwandten zu suchen. Mittlerweile zeige sich, dass diese Spuren nicht nur zu deutschen, sondern vor allem auch zu polnischen und französischen Familien führen.
Im Staatsarchiv München werden den Angaben zufolge seit 1975 die 844 sogenannten Hinrichtungsakten aus der Haftanstalt München-Stadelheim verwahrt. Darin fänden sich über 50 Abschiedsbriefe von zum Tode Verurteilten, die vorwiegend aus dem Zeitraum 1943 bis 1945 stammen. Sie wurden durch die damalige Gefängnisverwaltung und die Strafvollzugsstellen zurückgehalten. Die Akten und somit auch die beiliegenden Briefe seien zwar schon seit Langem für wissenschaftliche und private Recherchezwecke frei zugänglich. Mit der Kooperation mit den Arolsen Archives wolle man die Briefe aber jetzt „über die bestehenden freien archivischen Zugänge hinaus“ bekannt machen und, wenn möglich, die Hinterbliebenen der Adressaten ausfindig machen.
Das Gefängnis München-Stadelheim fungierte den Angaben zufolge im nationalsozialistischen Justizsystem als „zentrale Hinrichtungsstätte“. Es war mit über 1.000 bekannten Hinrichtungen bis 1945 einer der Hauptorte des NS-Unrechts in München. (2374/18.07.2025)