Abschied vom Haus der Stille in Weitenhagen
Acht Jahre lang prägten Michael und Luise Wacker das Haus der Stille in Weitenhagen. Er als Leiter und geistlicher Begleiter, sie mit Musik, praktischen Handgriffen. Jetzt gehen sie in den Ruhestand.
Liebe Wackers, wie schwer fällt es Ihnen, das Haus der Stille jetzt zu verlassen?
Luise Wacker: Schwer! Ich werde so viel vermissen: das Haus und die Kirche, die Menschen hier, die Begleitung von Menschen, das Team, das wunderschöne Gelände, die Weite, die Luft, die Frauensportgruppe. Ich habe auch sehr genossen, dass Michael und ich hier eng zusammen gearbeitet haben. Und dass ich meine Talente einbringen konnte: Musik machen in den Seminaren, für Blumen sorgen. Und ebenfalls Menschen begleiten, da ich eine Berater- und Seelsorge-Ausbildung gemacht habe.
Michael Wacker: Luise und ich waren hier miteinander ein Gegenüber für die Menschen – mit allem, was sie brauchten.
Luise Wacker: Und es kam viel zurück!
Michael Wacker: Man bekommt wohl in keiner Pfarrstelle so viel Feedback wie hier. Am Ende eines jeden Seminars kommt so viel Positives, so viel Ermutigendes zur Sprache! Allerdings spüre ich auch Erleichterung darüber, dass ich nach vier Jahrzehnten als Pastor nun Verantwortung abgeben darf. Wir haben uns immer über das Maß hinaus engagiert und das hat Kraft gekostet. Aber mein Hauptgefühl ist Dankbarkeit: dafür, dass wir diese besonderen Jahre hier erlebt haben. In diesem für uns neuen Landstrich, weit weg von Baden-Württemberg. Wir haben uns in dieser Weite und mit den Menschen unglaublich wohlgefühlt.
Manche Einkehrhäuser bieten vor allem Kurse zu Achtsamkeit, Yoga, Atem usw. an. Sie haben eine klar christliche Ausrichtung behalten. Warum?
Michael Wacker: Das christliche Profil ist in der Satzung verankert und wurde seit der Gründung des Hauses in den 60er Jahren auch gelebt. Gleichzeitig darf hier jeder herkommen wie er ist. Und wenn die Menschen wüssten, worum es hier wirklich geht, würden auch nicht kirchlich geprägte Menschen kommen! Denn wer braucht nicht ein liebendes Gegenüber? Wer braucht es nicht, dass er bejaht wird!
Was waren für Sie beide Glücksmomente in dieser Arbeit?
Michael Wacker: Wenn ich als Begleiter gemerkt habe: Als Mensch kann ich diese leidvollen Geschichten, die da hochkommen, nicht lösen. Aber Gott kann es. Ich habe miterlebt, vor allem in Exerzitien und bei Familienaufstellungen, wie Menschen hier eine Begegnung hatten mit Gott und wie sich darin wundersam etwas gelöst hat.
Luise Wacker: Wenn ich sehe, wie ein Mensch aufgerichtet wieder geht.
Wie geht es nach Ihnen im Haus der Stille weiter?
Michael Wacker: Es wird weiter eine halbe Stelle für die Leitung geben, allerdings finanziert vom Pommerschen Kirchenkreis, nicht mehr von der Nordkirche. Und statt mit einer halben Gemeindepfarrstelle wird sie mit einer halben Stelle für Gemeindeberatung im Kirchenkreis verknüpft sein. Ich denke, das ist klug, das passt gut zusammen. Es gibt auch schon Bewerbungen.
Und was erwartet Sie beide?
Michael Wacker: Meine Mutter ist jetzt 95 und allein in ihrem Haus am Bodensee. Wir werden bei ihr einziehen, um sie zu unterstützen.
Luise Wacker: Mein Vater lebt in Mühlacker und braucht auch zunehmend Unterstützung. Vielleicht fange ich im Süden auch mit der Beratung wieder an.
Michael Wacker: Und wer weiß, vielleicht führt uns unser Weg auch wieder zurück nach Vorpommern.