Abholzung in Brasilien verlagert sich in andere Regionen

Regionale Rekordrodungen in Brasilien, aber ein deutlicher Rückgang der Waldvernichtung in Amazonien: Die neuen Zahlen des brasilianischen Klimainstituts INPE zeigen zwei Gesichter der Abholzung. Die bisher in Amazonien herrschende illegale Abholzung verschiebe sich zunehmend in die südlichere Cerrado-Region, warnen die Experten. Insgesamt verlor Brasilien in den beiden Gebieten im September 1.309 Quadratkilometer Wald, wie Zeitungen am Samstag berichten.

Demnach wurden im vergangenen Monat in Amazonien knapp 630 Quadratkilometer gerodet. Das sind knapp 57 Prozent weniger als im gleichen Monat des vergangenen Jahres, als rund 1.455 Quadratkilometer abgeholzt wurden. In der südlicher gelegenen zentralbrasilianischen Cerrado-Region wurden nun rund 680 Quadratkilometer Wald vernichtet, 149 Prozent mehr als im September 2022. Dies ist ein absoluter Rekord im Cerrado für einen September seit Beginn der Messungen mit dem aktuellen Satellitenüberwachungssystem. Dieses nahm dort 2018 seine Arbeit auf. Für die Amazonasregion war es schon 2015 eingeführt worden.

Die Cerrado-Region gilt als Brasiliens neue „Agrargrenze“. So weitet sich die Landwirtschaft rasant in den Teilstaaten Maranhao, Tocantins, Piaui und Bahia aus, die zum Teil zum armen Nordosten Brasiliens gehören. Hier war die Natur bisher relativ gut erhalten. Allerdings ist es Landwirten hier erlaubt, 80 Prozent ihres Landes zu roden, während nur 20 Prozent geschützt werden müssen. In Amazonien ist das Verhältnis genau umgekehrt.

Unter Präsident Jair Messias Bolsonaro (2019-2022) hatten staatliche Kontrollorgane jedoch die Überwachung in der Amazonasregion heruntergefahren. Es kam zu einem starken Anstieg der Abholzungen, besonders auf Land, das eigentlich dem Staat gehört. Unter der neuen Linksregierung von Präsident Luiz Inacio Lula da Silva wird der Amazonasschutz nun wieder hochgefahren.

Umweltaktivisten fordern verstärkte Kontrollen in der Cerrado-Savanne gegen illegale Abholzungen sowie einen stärkeren gesetzlichen Schutz der Region. Das Waldgesetz, das die Rodung von 80 Prozent auf Ländereien als legal einstuft, müsse geändert werden. Zudem seien Kriminelle, die bisher illegal in Amazonien entwaldeten, aufgrund der dort zunehmenden Kontrollen in die Cerrado-Savanne ausgewichen.