Abendmahl, für wen?

In der Nikolaikirche in Cottbus fand am Montagabend die erste Veranstaltung zum Abendmahl statt, weitere folgen. Foto:?Uli Schulte Döinghaus „Kommt, denn es ist alles bereit – Wer ist geladen? Gespräche mit Propst Dr. Christian Stäblein“. Die Veranstaltung unter diesem Titel ist Teil einer Reihe mit fünf weiteren Terminen in den nächsten zwei Wochen, verstreut über die ganze Region. Es sei Zeit für einen gemeinsamen Klärungsprozess, so hatte Stäblein in der Einladung formuliert und dies in einem ausführlichen und pointierten Eingangsvortrag dargestellt. Die erste Veranstaltung fand am 27. August in Cottbus statt.

Den frühbarocken Altar der Oberkirche St. Nikolai zu Cottbus trägt ein Sockel (Predella), der Jesus mit seinen Jüngern beim Abendmahl zeigt, eine lebhafte Runde. Links und rechts sind Schrifttafeln angeordnet mit den berühmten biblischen Worten: „Nehmet hin und esset, das ist mein Leib, der für Euch gegeben wird“ und „Nehmet hin und trinket alle daraus, dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut“.Abendmahlsszene und Jesu’ Worte passten vortrefflich, als am Montagabend in St. Nikolai zu einer Diskussionsrunde vor dem Altar eingeladen wurde. Titel: „Kommt, denn es ist alles bereit – Wer ist geladen? Gespräche mit Propst Dr. Christian Stäblein“. Die Veranstaltung ist Teil einer Reihe mit fünf weiteren Terminen in den nächsten drei Wochen, verstreut über die ganze Region. Es sei Zeit für einen gemeinsamen Klärungsprozess, so hatte Stäblein in der Einladung formuliert und dies in einem ausführlichen und pointierten Eingangsvortrag dargestellt. Sieben ausgearbeitete Thesen unter dem Titel „Einsichten und Empfehlungen zur Abendmahlsgemeinschaft in der EKBO“ erläuterte Christina-Maria Bammel, zuständig für das Referat „Kirchliches Leben“ im Konsistorium. Diese und die Rückmeldungen aus den aktuellen Gesprächsrunden sollen in einem landeskirchenweiten Prozess Eingang finden. Ende September will sich die Kirchenleitung davon berichten lassen. Das Thema – „wer darf wann zum Abendmahl, wer vielleicht, wer um keinen Preis?“ – wird zurzeit nicht nur auf institutioneller Ebene diskutiert. Dass es auch in den Familien von einiger Brisanz ist, bewiesen die rund 50 Teilnehmer. Eine Diskutantin nach der anderen meldete sich zu Wort, und oft begannen die Diskussionsbeiträge mit Erinnerungen an Kinder- und Jugendzeit, als das „Abendmahl“ oft noch eine andere, „strengere“ Bedeutung hatte als heute. Das Abendmahl, das nur an hohen Kirchenfesten gereicht wurde, stand im Zeichen von Sünde und Sündenvergebung. Sündhaftigkeit, Vergebung und Erlösung – das aber sind Begriffe, die unvorbereitete Kinder ängstigen und verwirren. Ein Abendmahl unter diesen Vorzeichen ist da wenig segensreich für Kinder, da waren sich die Diskutanten einig. Unser „modernes“ Verständnis vom Abendmahl steht freilich unter dem Zeichen von Gemeinschaft und (Gast-)Freundschaft, das auch Kinder einschließt, wie Jesus es wollte und tat. Selbst Ungetaufte und ausgetretene Kirchenmitglieder sind nicht unbedingt aus der Gemeinschaft auszuschließen. Auch die Konfirmation beispielsweise sei weniger eine Zugangsprozedur für das Abendmahl, sondern eine Bestätigung der Taufe an der Schwelle zum Erwachsenenleben. „Wir laden uns nicht selbst ein“, sagte Propst Stäblein zu Anfang, „sondern Gott lädt ein. Unsere Aufgabe ist es, diese Einladung weiterzugeben.“ Vor dieser Glaubensüberzeugung sei die Frage, wer würdig und wer unwürdig sei für das gemeinsame Abendmahl, von Menschen nicht zu beantworten. An diesem Abend war viel von Ambivalenzen die Rede. Einwand einer empörten Diskutantin: „Sollen wir es hinnehmen, dass ein jahrzehntelanger Stasi-Spitzel beim Abendmahl willkommen ist?“ Andere berichteten, dass Pfarrer in ähnlichen Fällen durchaus Brot und Wein verweigert hätten, zum Beispiel bei Ungetauften oder Ausgetretenen. „Deren Wunsch, das Abendmahl zu empfangen, sollte der Beginn eines intensiven Gesprächs werden“, wandten andere ein. „Wer will beurteilen, ob solche Menschen nicht vielleicht viel, viel gläubiger sind als ich selbst?“ In jedem Fall gibt es das Bedürfnis nach einer neuen „Ordnung“ des Abendmahls – die heute von Gemeinde zu Gemeinde in Teilen variieren kann, wie Propst Stäblein konstatierte. Das Abendmahl – „gut reformatorisch ausgedrückt“ – mache die Verkündigung sinnlich erfahrbar, direkt. Weil es um Gemeinschaft gehe, nicht um Ausgrenzung, müsse die Frage der Zulassung zum Abendmahl heute neu und einladender gedacht werden.

Weitere Termine zu den Abendmahlsgesprächen:29. August, 19.30 Uhr, „Haus Plitt“, Superintendentur Schlesische Oberlausitz, Niesky 3. September, 19 Uhr, Gemeindezentrum St. Jacobi, Nauen 5. September, 19 Uhr, „Alte Schule“ Gemeindehaus, Beeskow 6. September, 19 Uhr, Friedenskirche, Potsdam12. September, 19 Uhr, Sophienkirche Berlin

Weitere Informationen und alle Thesen online hier:?www.ekbo.de/glaube/abendmahl.html