Aachener Polizei gibt „Gorlebener Kreuz“ an Umweltaktivisten zurück

Es gilt als Symbol des Widerstands gegen Braunkohle: Das „Gorlebener Kreuz“ ist wieder im Besitz von Umweltaktivisten.

Cornelia Senne trägt das Kreuz heraus aus dem Aachener Polizeipräsidium
Cornelia Senne trägt das Kreuz heraus aus dem Aachener Polizeipräsidiumepd-bild / Guido Schiefer

Ein Symbol des Widerstands gegen den Braunkohletagebau im rheinischen Revier ist wieder im Besitz von kirchlichen Gruppen und Umweltinitiativen, die sich für die Energiewende einsetzen. Die Polizei händigte das vor dem Abriss des Dorfes Lützerath gesicherte „Gorlebener Kreuz“ in Aachen an Aktivisten des „Kreuzwegs für die Schöpfung“ aus, wie die Polizei mitteilte. Das Kreuz soll nun einen neuen Standort an der Abbruchkante des Tagebaus Garzweiler II finden.

Bis Anfang dieses Jahres hatte das Kreuz in der mittlerweile abgerissenen Eibenkapelle in Lützerath gestanden. Es gilt als „Gegenstand von besonderer sakraler Bedeutung“. Das gelbe Kreuz war im Sommer 2021 mit einem „Kreuzweg für die Schöpfung“ in 26 Etappen vom niedersächsischen Gorleben ins rheinische Braunkohlerevier getragen worden.

Kurz vor dem Abriss Lützeraths wurde es von der Polizei nach Aachen gebracht. Der zu Erkelenz gehörende Weiler ist von der Abbaggerung durch den Braunkohle-Tagebau betroffen.

Keine alltägliche Geschichte

In einer Andacht in der Umgebung des Polizeipräsidiums betonte die evangelische Theologin Cornelia Senne laut Redemanuskript, dass es keine alltägliche Geschichte sei, ein Kreuz aus der Asservatenkammer der Polizei zu bekommen. Die Eibenkapelle sei „für viele Menschen ein Ort der Ruhe, der Besinnung“ gewesen, sagte Senne, die auch in der Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ aktiv ist. Das jetzt zurückgegebene Kreuz sei eine „Mahnung gegen Gewalt und Zerstörung des Lebens, Mahnung zur Umkehr“. Außerdem stehe es für „die Hoffnung auf Auferstehung, auf Befreiung, auf ein anderes, besseres Leben für alle, für die gesamte Schöpfung“.

Die Co-Vorsitzende der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, Elisabeth Hafner-Reckers, verwies in der Andacht auf die Verbindung zwischen der Anti-Atomkraft-Bewegung in Gorleben und dem Kampf gegen die Kohleabbaggerung in Lützerath. „Beide Orte sind Blickpunkte für die Umweltbewegung“, sagte sie laut Redemanuskript. „Von diesen beiden Orten gehen meiner Meinung nach sehr wichtige Impulse aus für unsere Energieversorgung.“

Hafner-Reckers kritisierte: „In der Energiedebatte wird so viel mit Angst vor einem Wohlstandsverlust, gerade für den gehobenen und sehr gehobenen Mittelstand, argumentiert.“ Es fehle „die Einsicht, dass wir alle jetzt an einem Punkt sind, an dem der Klimawandel die berühmte Decke bestimmt, nach der wir alle uns strecken müssen“.