75. Sorbisch-Wendischer Kirchentag Heinersbrück
Die Kirche in Heinersbrück wird 120 Jahre alt. am 19. und 20. Juni wird dort gleich doppelt gefeiert. Auch der 75. Sorbisch-wendische Kirchentag wird gefeiert.
Es wird doppelt gefeiert
Viele fanden in Heinersbrück bei Peitz eine neue kirchliche Heimat – so auch Manfred Hoblisch. Die Kirche in Groß Lieskow, wo er Taufe, Konfirmation und Trauung feierte, wurde abgebaggert. Die Kirche in Heinersbrück blickt am Wochenende auf 120 Jahre zurück, zusammen mit dem 75. Sorbisch/wendischen Kirchentag. Manfred Hoblisch ist dabei.
Von Marion Hirche
Heinersbrück liegt an der Tagebaukante. Die 600 Seelen-Gemeinde ist umgeben von Windrädern und übermächtigen Strommasten. Richtung Peitz stehen die Kühltürme vom Kraftwerk Jänschwalde. Ein historisches Gebäude kann mit den großen Höhen dieser Energiebauwerke mithalten: die Kirche von Heinersbrück. Über die weiten Mais, Sonnenblumen- und Kornfelder hinweg ist der Kirchturm weithin sichtbar. An diesem Wochenende feiert das Gotteshaus 120-jähriges Bestehen.Die Sprengung des Turms war nicht erfolgreich. Die heutige Kirche ist ein Ersatzbau für die an dieser Stelle vorhandene Fachwerkkirche von 1740. In den Jahren 1900/1901 wurde nach einem Entwurf eines Cottbuser Baurats die zweischiffige Backsteinkirche errichtet. Sie hat gotische Formen. Bemerkenswert und selten ist die zweischiffige Halle. Schlanke Granitsäulen in der Mittelachse des Raumes tragen die Kreuzrippengewölbe. Der hohe Kirchturm sollte 1945 gesprengt werden, damit er kein Zielpunkt der sowjetischen Artillerie darstellte. Der Turm blieb stehen, allerdings wurde die Turmlaterne stark beschädigt und die Sauer-Orgel komplett vernichtet.
Heute ist die Kirche Mittelpunkt vieler Veranstaltungen im Dorf, neben den regelmäßigen Gottesdiensten, die einmal im Jahr auch in sorbisch/wendischer Sprache abgehalten werden. Nach wie vor leben in Heinersbrück und in den umliegenden Dörfern ältere Bürger, die die slawische Sprache als ihre Muttersprache ansehen, sie gut verstehen, allerdings kaum noch sprechen. Dank der Einrichtung einer Winterkirche ist das Gebäude ganzjährig nutzbar. Hier findet der Konfirmandenunterricht statt. Ende Mai wurden vier junge Leute konfirmiert und dazu kamen drei Täuflinge aus einer Familie. Auch der Seniorentreff ist dort. Diesen organisiert GKR-Mitglied Manfred Hoblisch.
Der 77-Jährige engagiert sich seit 15 Jahren für seine Kirche. Auch bei dessen Sanierung war er eine wesentliche Stütze. „Wir wollten 2017 eigentlich nur die schlechte Nordseite des Daches neudecken“, erinnert er sich. Beim Abnehmen der Dachsteine erkannte man, wie marode der Dachstuhl war. Mithilfe von Fördermitteln konnte der gesamte Dachstuhl erneuert werden.Manfred Hoblisch wurde in der Groß Lieskower Kirche getauft und konfirmiert, heiratete später dort, bevor der Ort samt Kirche dem Tagebau weichen musste. Alle, die in den Orten Tranitz, Groß und Klein Lieskow kirchlich heimisch waren, fanden in Heinersbrück nach der Abbaggerung ihrer Dörfer eine neue kirchliche Heimat.
Ein Stück aus der alten Kirchenheimat hat Manfred Hoblisch gesichert: Im Eingang der Kirche Heinersbrück befindet sich eine mittelalterliche Einbaumtruhe aus der Kirche Groß Lieskow. Manfred Hoblisch ist auch involviert, wenn an diesem Wochenende das 120-jährige Jubiläum der Kirche in Heinersbrück begangen wird. „Eigentlich ist dieses Jubiläum erst im Oktober, aber wir wollten kein Risiko eingehen, dass wieder alles ausfallen muss wegen der Pandemie“, sagt GKR-Vorsitzende Christine Adam. Und nicht nur das wird gefeiert – es wird gleichzeitig zum 75. Sorbisch/wendischen evangelischen Kirchentag eingeladen.
Termine zum Festwochenende
Samstag, 19. Juni
Los geht es um 15 Uhr mit einer zweisprachigen Andacht. Danach folgen Vorträge über die Bibel in wendischer Sprache und über wendische Pfarrer. Um 17 Uhr gibt das Lena-Hauptmann-Trio ein Konzert.
Sonntag, 20. Juni
Am Sonntag findet um 10 Uhr der Festgottesdienst statt und um 13 Uhr startet ein buntes Gemeindefest.