Die Sammlung Dehn mit rund 500 Scherben, Figuren und Vasen kann in der Antikensammlung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen (FAU) bleiben. Mit den Nachkommen des Sammlers Georg Dehn (1887 bis 1967) sei nun eine Vereinbarung getroffen worden, teilte Georg Gerleigner vom Institut für klassische Archäologie am Mittwoch mit. Die archäologischen Funde seien 1939 in die Sammlung der FAU gekommen, als Georg Dehn sie verkaufte, weil er wegen der Verfolgung als Jude durch die Nationalsozialisten auswandern wollte.
Gerleigner hat im Rahmen eines Forschungsprojekts die Herkunft der Scherben und Keramiken erforscht. Dehn habe die antiken Stücke an den damaligen Leiter der Antikensammlung der FAU Erlangen, Georg Lippold, verkauft.
Eine solche Vereinbarung, wie sie jetzt mit den Dehn-Erben getroffen worden sei, sei eine sogenannte „Faire und gerechte Lösung“ nach der Washingtoner Erklärung zur Aufarbeitung von NS-Raubkunst und mit archäologischen Sammlungen bisher selten, sagte Gerleigner, der die Sammlung im Rahmen eines Forschungsprojekts untersucht hat. Vertraglich ist festgelegt, dass die Nachkommen jederzeit die Sammlung sehen können, die Universität die Objekte betreut, wissenschaftlich aufarbeitet und ihre Herkunft erforscht.
Aus welchen Ausgrabungen der Sammler Dehn seine antiken Objekte hatte, ist nicht überliefert, stellte Gerleigner fest. Die meisten Stücke dürften aber aus Italien stammen. Es könne rekonstruiert werden, in welchen Auktionshäusern der Sammler Georg Dehn, ein Veteran des Ersten Weltkriegs, meist in München einkaufte. Die heute noch lebenden Verwandten des Georg Dehn in den USA hätten sich keine Gedanken über den Verbleib der Sammlung gemacht, weil sie nichts von ihr wussten, sagte der Wissenschaftler.
Transparenz und Selbstreflexion seien bei der Aufarbeitung der Geschichte der Universität im Dritten Reich wichtig, sagte der Präsident der FAU, Joachim Hornegger. Die Universität wolle sich ihrer Verantwortung für die Vergangenheit stellen. (01/0044/08.01.2025)