3sat-Dokumentation über Geschichte und Wirkung von Hypnose

Trancezustände sind seit tausenden Jahren bekannt. Einst wurde die Hypnose zur Schmerzlinderung angewendet, inzwischen gibt es auch unseriöse Anbieter. Eine Doku befasst sich mit Geschichte und Wirkung der Hypnose.

Bei einer Hypnose wird ein Mensch in einen anderen Bewusstseinszustand versetzt, damit dieser beispielsweise keine Schmerzen empfindet oder mit dem Rauchen aufhören kann. Hypnose soll auf das Bewusstsein ähnlich wirken wie Meditation, Beten oder Tagträume, soll Blutdruck und Pulsfrequenz senken, dazu das Immunsystem stimulieren und sogar Hirnströme beeinflussen. Zugleich hat Hypnose etwas Geheimnisvolles, bewegt sich zwischen dem Wunsch nach Heilung und unseriösen Versprechen.

Grund genug, das Thema in der 3sat-Dokumentation „Heilen mit Hypnose: Was passiert in Kopf und Körper?“ aufzugreifen. Der Beitrag geht am 23. November ab 20.15 Uhr ausführlich der Frage nach, ob Hypnose eine wirksame Therapie oder eher pure Show ist.

Mit Fingerspitzengefühl steigt die Kölner Filmemacherin Tamar Baumgarten in das Thema ein. Sie erklärt zunächst, was bei einer Hypnose passiert: Die Methode fokussiere die Aufmerksamkeit des Menschen und setzte Prozesse frei, die im Wachzustand kaum möglich seien. Unter diesem schlafähnlichen Zustand können Menschen ihren Namen vergessen und wie man richtig zählt; einige geben aber auch das Rauchen auf, überwinden Ängste und können sogar ohne Narkose operiert werden.

Um diese verblüffenden Reaktionen erklären zu können, trifft die Filmemacherin die Wissenschafts-Journalistinnen Jasmina Neudecker und Mai Thi Nguyen-Kim. Diese begleiten Baumgarten beim Besuch bei Neuropsychologin Barbara Schmidt, die am Uniklinikum Jena erforscht, wie Hypnose funktioniert und wie sie sinnvoll in der Medizin und in der Angsttherapie eingesetzt werden kann.

Die beiden Journalistinnen unternehmen dort einen Selbstversuch: Neuropsychologin Schmidt testet ihre sogenannte Suggestibilität – also die Bereitschaft, sich darauf einzulassen – und versetzt die beiden Frauen anschließend in Hypnose. Die spannende Frage: Inwieweit lassen sich die Moderatorinnen überhaupt darauf ein? Und wie leicht sind sie hypnotisierbar? Am Ende zeigt sich, ob die eine mit Hilfe der Behandlung ihre Spinnenphobie überwinden und die andere auf Süßes verzichten kann.

Baumgarten begleitet Schmidt für ihre neue Studie auch ins niedersächsische Walsrode. Dort hilft sie Beatmungspatienten durch Hypnose, sich angstfrei vom Beatmungsgerät zu lösen. Eine weitere Station der Recherche ist die West-Schweiz. Björn Rasch, Professor für kognitive Biopsychologie, erforscht dort an der Universität in Fribourg, was Hypnose im Körper bewirkt und welche physiologischen Effekte dieser Bewusstseinszustand haben kann.

So hat Rasch herausgefunden, dass Hypnose den Hormonspiegel verändern kann. In seinem Schlaflabor untersucht der Forscher und Fachautor auch, ob Hypnose die Schlafphase verbessern kann. In der klassischen Medizin herrsche oft Skepsis gegenüber der Hypnose, doch einige Ärztinnen und Ärzte hätten inzwischen erkannt, dass sich Therapien mit ihrer Hilfe unterstützen lassen, weiß Rasch.

Erste Belege über hypnoseähnliche Trancezustände sind Tausende von Jahren alt, und Hypnose galt lange als anerkannte Disziplin in der Medizin, um Schmerzen zu lindern, erläutert Filmemacherin Baumgarten. Dieses Wissen sei mit der Zeit verloren gegangen, und die Hypnose sei in schlechten Ruf geraten. Ein Grund: die Showhypnose – große Bühnenshows, bei denen Menschen zum Erstaunen des Publikums in sekundenschnelle in Hypnose fallen. Der Dortmunder Show-Hypnotiseur Christoph „Christo“ Hintermüller gewährt in der 3sat-Dokumentation einen Blick hinter die Kulissen und verrät einige Tricks.

Wenn auch nicht alle Antworten geliefert und jeder Zweifel ausgeräumt werden kann, beleuchtet Baumgarten auf jeden Fall relevante wissenschaftliche Fragen in der Dreiviertelstunde, die ihre „WissenHoch2“-Doku dauert. Im Anschluss diskutiert TV-Moderator und Philosoph Gert Scobel um 21.00 Uhr in seinem Talk „scobel – Fresh Brain“ mit Fachleuten aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen über das menschliche Gehirn als Hochleistungsmaschine.