3sat-Doku wirft kritischen Blick auf hiesiges Konsumverhalten

Mit Konsum und seinen Schattenseiten befasst sich eine 3sat-Doku. Die Filmemacher haben sich auch auf die Suche nach nachhaltigeren Alternativen begeben.

Mit unserem Konsumverhalten beschäftigt sich eine 3sat-Doku
Mit unserem Konsumverhalten beschäftigt sich eine 3sat-DokuImago / Müller-Stauffenberg

Konsum ist ein menschliches Grundbedürfnis. Unklar ist indes, wo Überfluss beginnt und welche Folgen er hat. Mit diesem Thema befasst sich die 3sat-Dokumentation “Ich kaufe, also bin ich – Kann es guten Konsum geben?”, am Mittwoch, 4. Dezember, um 20.15 Uhr. Der 50-minütige Film, eine Co-Produktion mit dem Österreichischen Rundfunk (ORF), begibt sich auf die Suche nach neuen Perspektiven für gutes Verbrauchsverhalten. Er liefert zudem eine Bestandsaufnahme der fatalen Verstrickungen von Überkonsum.

Globalisierte Warenwirtschaft, Wegwerf-Gesellschaft und “Fast Fashion”: Das sind bekannte Schlagworte, wenn es um weltweiten Handel geht. Was aber steckt dahinter, und was können die einzelnen Verbraucherinnen und Verbraucher für einen nachhaltigeren, “besseren” Konsum tun? Die Wiener Filmemacherin Heidi Neuburger-Dumancic geht diesen Fragen nach. Das Thema wurde vom deutsch-österreichisch-schweizerischen Gemeinschaftssender 3sat an sie herangetragen.

3sat-Doku zeigt menschlichen Urinstinkt

Bei der Recherche zu dem Film orientierte sich die Regisseurin an zahlreichen konsumkritischen Publikationen. Neuburger-Dumancic lässt in ihrer Dokumentation Konsumkritiker, Vertreter von alternative Handelskonzepten und Fachleute aus Psychiatrie und Ökonomie zu Wort kommen.

So vergleicht der Wiener Verhaltensbiologe Gregor Fauma die Jagd nach Gütern mit dem menschlichen Urinstinkt, Nahrung zu erbeuten – ein aus Urzeiten im Unterbewusstsein erhaltener Antrieb. Beim Kaufen gebe es aber kein “Genug”. Vielmehr ist die Hatz an sich nach Faumas Ansicht der Kick, der manche Menschen – vor allem Frauen, wie es im Film heißt – sogar in die Konsumsucht treibt.

Was hinter derartigem Suchtverhalten steckt, erläutert Roland Mader, Psychiater vom Anton Proksch Institut in Wien. In der Donaustadt trifft er auch den Volkswirt Niko Paech. Der sagt: “Wir müssen weg von einer Wachstumsökonomie hin zu einer Postwachstumsökonomie.” Konsumenten könnten dabei zu “Prosumenten” werden – also nicht nur konsumieren, sondern sich auch an der Produktion beteiligen.

Um diese Idee anschaulicher zu machen, besucht die Filmemacherin eine Frau, die all ihre Kleidung selbst herstellt. Sie bestellt beispielsweise Wolle von Schafen oder kauft sie direkt bei Schaf-Bauern und bereitet sie – von Färben bis Spinnen – selbst auf. So kann sie alles zu Kleidungsstücken verstricken oder verweben. Auch das Prinzip von Kleidertauschkreiseln wird vorgestellt – private Events, bei denen Menschen ihre Kleidung mitbringen und tauschen, anstatt neue zu kaufen.

Doku liefert Einblick in Konsummaschinerie

Die Dokumentation liefert interessante Einblicke in die moderne Konsummaschinerie; sie beleuchtet unterschiedliche Aspekte sowie Meinungen von Fachleuten und Aktivisten. Neuburger-Dumancic zeigt auch Alternativen wie Second-Hand-Shops, die neben dem Kleidertausch eine nachhaltige Art bieten, Mode zu konsumieren. Auch “Unverpackt”-Läden machen es möglich, Lebensmittel und Hygieneartikel gezielt nach Bedarf zu kaufen, und Online-Tauschbörsen oder Reparatur-Services schenken Produkten ein zweites Leben.

Wesentliche Erkenntnis war für die Regisseurin, wie sie sagt, dass Menschen nicht nicht konsumieren können. Trotzdem sollten sie bewusster konsumieren, um die Erde zu schonen und Auswüchse des Überkonsums zu reduzieren. Klare Botschaft des Films: Jede und jeder sollte sich vor einem Kauf fragen, warum man dieses oder jenes haben möchte – und ob man es wirklich brauche.

Im Anschluss läuft ab 21.05 Uhr die 3sat-ORF-Dokumentation “Preis der Armut – Leben in der Teuerung”. Darin werden Menschen porträtiert, für die grundlegende Bedürfnisse wie Wohnen, Nahrung und Kleidung zunehmend zum unbezahlbaren Luxus werden.

3sat zeigt die Doku “Ich kaufe, also bin ich – Kann es guten Konsum geben?”, am Mittwoch, 4. Dezember, um 20.15 Uhr.