Unter dem Motto „Licht im Dunkel“ findet am 20. September die Nacht der Kirchen in Hamburg statt. Mittlerweile zählt sie zu einem der wichtigsten Kultur- und Musikevents. Mit der „Metal Kirche“ veranstaltet St. Johannis in Hamburg-Harvestehude ein besonderes Event. „Ich möchte einfach mal einen guten Abend verbringen, und ich weiß, dass die Metals das auch gerne tun“, sagt der Leiter der Nacht der Kirchen, Daniel Wagner. „Wer Skrupel hat, da hinzugehen, der sollte das einfach mal ausprobieren. Wer beim Reingehen nicht in Flammen aufgeht, darf auch rein, weil der Eintritt frei ist.“
Fachwissen vom “Rock Hard”-Herausgeber
Der ganze Abend hat das Thema „Rock Hard Hallelujah“. Daniel Wagner hat sich dafür mit Holger Stratmann, dem Herausgeber und Gründer des Heavy-Metal-Magazins „Rock Hard“, abgesprochen. Denn es wird auch insbesondere um Plattencover mit christlicher Symbolik gehen. „Das, was man zu sehen bekommt, kann auch mal provokant sein. Muss es aber nicht“, sagt der Experte. „Ich finde, wenn man in einen Dialog treten will, muss man sich auch mit dem einen oder anderen auseinandersetzen. Das geht über Bilder am besten.“
Zum Beispiel die Punkband NOFX, die mit einem Comic-Jesus daherkommt und drunterschreibt „Never trust a Hippie“. Aber auch klassische Malerei bis hin zu Bildern mit Jesus am Kreuz kommen auf Covern vor. „Das Kreuz – auch ein umgedrehtes Kreuz ist ein Kreuz – und die mystische Symbolik im Christentum werden sehr viel verwendet, und wenn es auch nur im Bandnamen ist“, ergänzt Wagner.
Er ist selbst Musiker und Metal-Fan und weiß mehr über die Hintergründe: „Es werden viele Symbole benutzt: engelartige Gestalten mit großen Flügeln. Teufel und Hölle spielen eine riesige Rolle. Das ist ja klassische Theologie.“
Grausige Symbolik der Kirchenkunst
Doch nicht nur um Metal-Symbolik auf Covern und in der Musik solle es gehen, sondern auch um die Verbindung zur Kirchenkunst. „Wir haben einen wunderbaren Vortrag von Fridericke Conrad, der Kunsthistorikerin aus St. Jacobi. Sie führt uns in die grausige Symbolwelt der Kirchenkunst ein.“
Christentum, Kirche und Metal widersprechen sich nicht, findet Holger Stratmann. Vielmehr gehe es um die Bildsprache und die Symbole, die benutzt werden, und die Motivation dahinter. „Ich würde gar nicht sagen, dass das gegen das Christentum geht. Die Symbolik gibt es ganz klar“, sagt der Experte. „Aber ich glaube, im Heavy Metal geht es um Abgrenzung und vor allen Dingen um Selbstermächtigung im Sinne von unabhängig sein.“
Denn wie andere Musikrichtungen auch kommt der Metal aus einer Jugendbewegung, in der es um Identifikation ging. Deren Nutzung bekannter religiöser Bilder sei eine Art der Auseinandersetzung, so Wagner. Das Christentum spiele dabei eine Rolle, da die Musik aus dem westlichen Kontext stammt. „Viele Elternhäuser waren streng christlich geprägt, und das war natürlich der einfachste Weg, sich freizuschwimmen und gegen die Eltern und die Strukturen zu rebellieren“, vermutet Wagner.
Christliche Werte im Metal
Diese Hintergründe sollen bei der „Metal Kirche“ zur 22. Nacht der Kirchen in Hamburg eine Rolle spielen. Außerdem gehe es um Gemeinsamkeiten im Glauben. Zum Beispiel darum, dass es auch in der Metal-Szene Werte gibt, die ganz selbstverständlich vertreten werden. „Man hilft sich gegenseitig. Man kann in der Szene so sein, wie man will. Man wird nicht ausgelacht, wenn man komisch aussieht, weil sie alle komisch aussehen. Das heißt, es ist auch so eine Art Safe Space.“ Und das passe gut in die Kirche, meint Wagner.
Neben dieser Thematik, die von vielen Seiten in Vorträgen und Diskussionen beleuchtet werden soll, gibt es bei der „Metal Kirche“ in Harvestehude auch Musik zu hören.Zwei Liveacts treten auf: die Psychedelic Rock-Band „Wucan“, die mit Queerflöte daherkommt, und die Psychedelic Stoner-Rock-Band „Valea Viilor“.
„Außerdem probieren wir mal aus, wie düster Orgel mit Christopher Bender sein kann, der der Orgel manch schrägen Ton entlocken wird“, verrät Wagner.
Auch Wissenschaftskirche ist dabei
Offiziell eröffnet wird die Nacht der Kirchen um 19 Uhr auf der Hauptbühne in der Mönckebergstraße. Fortgesetzt wird „Wissenschaft trifft Glaube“: In der Marktkirche Blankenese gibt die Reihe Einblicke in die Sicht von Forschenden bei der Suche danach, wie Erkenntnis und Wahrheit in Zeiten von Künstlicher Intelligenz beeinflusst werden. In der Hauptkirche St. Katharinen in der Speicherstadt erschaffen der Laser-Artist Mirko Schinke und der französische DJ Raphaël Marionneau laut Ankündigung auch in diesem Jahr eine musikalische und visuelle Begegnung von Laserlicht und elektronischer Musik.
Weitere Programm-Highlights sind Gitarrenmusik in St. Antonius an der Alsterdorfer Straße, Kabarett in der Kreuzkirche an der Wohldorfer Straße und ein Angebot auf dem Friedhof Stellingen, wo Besucherinnen und Besucher mit einem Lichtermeer und einem Segen in die Nacht gehen können.
