Die Museen der Klassik Stiftung Weimar haben 18 bedeutende Grafiken des Künstlers Lovis Corinth (1858-1925) als Geschenk erhalten. Die Radierungen und Lithografien stammten aus dem Besitz der süddeutschen Privatsammler Hildegard und Herbert Wippel, sagte der Kustos der Graphischen Sammlungen, Stephan Dahme, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Beide hätten der Stiftung bereits 2022/23 insgesamt 67 Holzschnitte des Bauhausmeisters Gerhard Marcks (1889-1981) geschenkt.
Im Zuge der Begutachtungen entstand ein freundschaftlicher Kontakt des Sammlerpaares mit der Direktorin, Annette Ludwig. Dieser führte dazu, dass Herbert Wippel kurz vor seinem Tod zusätzlich die Schenkung der genannten Druckgrafiken von Lovis Corinth verfügte.
„Die Blätter sind in exzellentem Zustand und erweitern unseren bisherigen Bestand an Corinth deutlich“, sagte Dahme. Die Museen der Klassik Stiftung Weimar verfügten bisher über Grafiken und Gemälde, die vor allem Illustrationen etwa von Bühnenstücken aus der Feder von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) oder Friedrich Schiller (1759-1805) zum Thema hätten. Die nun übernommenen Blätter zeigten zumeist Landschaften rund um den bayrischen Walchensee, an den sich Corinth 1919 zurückgezogen hatte.
Wie bei jeder Schenkung galt es laut Dahme zu überprüfen, inwieweit die in Aussicht gestellten Kunstwerke in das Profil der Sammlungen passten: „Im Falle von Corinth gibt es über die Landschaftsmalerei enge Bezüge zu Weimar.“ So beherbergten die Museen der Stiftung unter anderem das Erbe der kunsthistorisch bedeutsamen „Weimarer Malerschule“, einer zwischen 1860 und 1900 in Deutschland wesentlichen Strömung der Freiluftmalerei.
Zudem sei Corinth auch persönlich mit Weimar verbunden gewesen. So habe er zu Beginn seiner Karriere die Protagonisten der Weimarer Malerschule häufig besucht. 1903 habe er an der Gründungsveranstaltung des Deutschen Künstlerbundes in Weimar teilgenommen.
Fehlen solche Bezüge, schlage die Weimarer Stiftung bisweilen auch Schenkungen aus und verweise auf andere Sammlungen, in die die Werke oder Konvolute besser hineinpassen könnten. „Für uns Museumsleute steht bei diesen Entscheidungen nicht der reine Geldwert im Vordergrund“, versicherte Dahme. Neue Kunstwerke sollten im Idealfall vorhandene Schwerpunkte sinnvoll ergänzen oder Lücken im eigenen Bestand gezielt schließen.
Lovis Corinth zählt zu den einflussreichsten Vertretern des deutschen Impressionismus und der Berliner Secession. Nach seiner Ausbildung arbeitete er vor allem in Berlin. Corinth starb am 17. Juli 1925 in Zanvoordt (Holland).