Zweiter Teil von „Hello Lübeck“ eröffnet

Tausende Glückskekse des Leipziger Künstlerduos FAMED füllen die Treppe ins oberste Geschoss der Kunsthalle St. Annen in Lübeck, während in der Etage darunter Christian Jankowski in seiner performativen Arbeit „Smell Maneuver“ in 18 eigens von Parfümeuren komponierten Gerüchten auch den schweren süßlichen Duft der „Korruption“ präsentiert. Und noch tiefer im düsteren Keller Tatjana Busch mit ihrer immersiven Arbeit „fuse“ das Publikum einlädt, mit allen Sinnen Teil ihres Zusammenspiels aus Lichtreflexionen, Klängen, Bewegung, Farbe und Form zu werden – Selbstreflexion inbegriffen: Willkommen im zweiten Teil der Ausstellung „Hello Lübeck“.

Was im Dezember vergangenen Jahres begonnen hat, wird nun durch weitere Objekte sowie partizipativ-interaktive Kunstwerke ergänzt und mit dem Zusatz „Eine Ausstellung im Wandel“ fortgesetzt – die dann bis zum 28. Juli in dem Museum der Hansestadt zu sehen ist.

Die Konzentration auf das Sinnliche in der Kunstwahrnehmung sei beim Publikum gut angekommen, sagt Museumsdirektorin Noura Dirani über ihre erste kuratierte Schau in St. Annen. Im Oktober 2022 hat die Kunsthistorikerin die Leitung übernommen: „Deshalb gehen wir darauf im zweiten Teil noch viel mehr ein.“

So etwa in der raumfüllenden interaktiven Installation „Enlightenment Machine“, für die Künstlerin Betty Rieckmann den einzelnen Noten bestimmte Farbstimmungen zugeordnet hat. Zusammengesetzt aus zwölf satinierten Licht-Röhren, Betonsockeln und einem E-Piano können die Besucherinnen und Besucher hier durch den Griff in die Tasten immer neue Licht-Choreographien kreieren.

Für Aufsehen werde am Sonntag (14. April) zwischen 14 und 16 Uhr Stephanie Lüning. Nach London und Paris werde die Dresdner Künstlerin jetzt in Lübeck ins Stadtbild eingreifen und ein traumähnliches Szenario schaffen. Mittels einer Schaummaschine soll das Holstentor mit gewaltigen Schaumbergen geflutet und in eine andere Welt verwandelt werden, um schon kurz darauf wieder zu verschwinden, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen. Bei den Zuschauenden dürften die Bilder und Erfahrungen nachwirken und damit erreichen, was sich Dirani wünscht: „Wir möchten der Fantasie freien Lauf lassen und auch Menschen in unser Haus holen, die sonst keinen Bezug zu dieser Kunst haben“, sagt die Leiterin, deren Ziel es nicht zuletzt ist, ein „Mehr-Generationen-Haus“ des Austausches und des gesellschaftlichen Dialogs zu verwandeln. „So kommen Menschen zusammen, die im Alltag eigentlich keine Schnittstellen haben.“

Wenngleich das Besucherbuch kritische Reaktionen zeigt: „niederschwellige Kunst zum Anfassen“, zeigen die Besucherzahlen der ersten vier Ausstellungsmonate einen großen Zulauf. „Wir sind gut besucht, gerade auch von jüngerem Publikum und Familien mit Kindern“, betont Dirani. „Wir müssen versuchen, Kunst einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen.“