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Wie Ehrenamtliche die Kirche bereichern

Sie predigen und bald gestalten sie vielleicht Hochzeiten. Eine Tagung in Loccum prüft weitere Möglichkeiten des Ehrenamts in der Kirche.

Leere Kanzel, leere Bänke: Ohne Ehrenamtliche wäre das kirchliche Leben ärmer
Leere Kanzel, leere Bänke: Ohne Ehrenamtliche wäre das kirchliche Leben ärmerKristina Tesch

Ohne Ehrenamt wäre die evangelische Kirche undenkbar. „Das ist ein wichtiger Teil unserer Kirche“, sagt Pastorin Susanne Briese. In Zukunft könnten sich Aufgaben und Verantwortung allerdings noch ausweiten. „Haupt- und Ehrenamtliche wollen darüber auf einer Tagung an der Akademie in Loccum ins Gespräch kommen“, kündigt Briese an, die in der Landeskirche Hannovers für Ehrenamtliche zuständig ist.

Schon jetzt haben ehrenamtlich Engagierte viele Möglichkeiten, sich in der evangelischen Kirche zu engagieren. Ehrenamtliche wirken längst selbstbewusst als Lektoren und Prädikantinnen in der Verkündigung. Und als Synodale entscheiden sie maßgeblich über die Zukunft der Kirche. Nur wenige Bereiche wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen sind bisher allein den hauptamtlichen Pastorinnen und Pastoren sowie teilweise auch Diakoninnen und Diakonen vorbehalten.

Doch das werde sich nach dieser Tagung möglicherweise grundlegend ändern, vermutet Briese. „Wir sind angesichts von sinkenden Mitgliederzahlen, Personalmangel und geringeren Einnahmen in einer Phase der Veränderung, in der wir uns auch von gewohnten Zuständigkeiten verabschieden müssen. Wir müssen weg vom Gedanken der Versorgung hin zur Wirkung“, betont Briese.

Dürfen Ehrenamtliche bald auch taufen?

Seit Martin Luther auf die gleiche Würde aller Getauften vor Gott hinwies, hat die evangelische Kirche viele Schritte unternommen, um von der „Pastorenkirche“ zu einer Kirche des Miteinanders auf Augenhöhe zu werden – in Hannover zuletzt durch ein neues Ehrenamtsgesetz, das im Juli in Kraft trat. „Wir möchten das Ehrenamt attraktiver machen und neue Ehrenamtliche gewinnen“, betont die Theologin. Derzeit engagieren sich rund 120 000 Ehrenamtliche in der Landeskirche Hannovers.

Nach diesem Gesetz müsse nun jeder Kirchenkreis einen eigenen Ehrenamtsbeauftragten benennen, der die Kultur der Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen stärke und Netzwerke für sie schaffe, sagt Briese. „Ehrenamtliche sollen schließlich mit Freude dabei sein. Sie dürfen nicht ausgebremst werden.“

Die Tagung in Loccum, die im November stattfindet, soll klären helfen, in welchen Bereichen sich Ehrenamtliche noch stärker engagieren wollen. Es gehe um Visionen, stellt die Pastorin klar. So sei eine Ausbildung für ehrenamtliche Kasualbegleiter im Gespräch. Dann könnten Ehrenamtliche auch Taufen, Trauungen und Beerdigungen durchführen. „Da ist noch viel zu klären. Aber klar ist, dass wir die Aufgaben nur gemeinsam als Haupt- und Ehrenamtliche schaffen.“