Synode berät über Zukunft der Kirche

Sachsens evangelische Landessynode hat am Samstag auf ihrer Tagung über die Zukunft der Kirche beraten. Landesbischof Tobias Bilz rief zu einem konstruktiven Umgang mit der sinkenden Zahl an Kirchenmitgliedern auf. „Uns muss neu bewusst werden, wir sind als Christinnen und Christen in eine säkulare Welt hineingestreut“, sagte Bilz in Dresden. Er wolle von einer ständigen „Defizit- und Zahlenorientierung“ wegkommen.

Es gelte, Chancen und Herausforderungen zu sehen. Bilz wies auf die Zeit hin, als die Kirchen nach der deutschen Wiedervereinigung wegen ihrer Rolle in der friedlichen Revolution viel Aufmerksamkeit genossen. „Jetzt sind wir als Minderheitenkirche in einem Status, der uns supergut ansteht“, betonte der Bischof. Ziel sei es dabei noch immer, Menschen zu taufen, „aber wir müssen nicht zwanghaft missionieren.“ Bilz warnte auch davor, „Segen und Erfolg zu messen“. Der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens gehören derzeit rund 610.000 Mitglieder an.

Für einen Blick nach außen plädierten auch die Theologinnen Kerstin Menzel aus Leipzig und Karla Steilmann aus Paraguay. Es gelte, „nicht zu fragen, wie wir Menschen erreichen, sondern danach, was wir beitragen können“, sagte Menzel. Kirche könne mitten in der Zivilgesellschaft wirken, sich aktuellen Themen wie der Klimakrise oder dem Rechtsruck widmen sowie sozial-diakonische Angebote schaffen.

Auch Steilmann betonte das kirchliche Engagement in der Gesellschaft. Sie ist Pfarrerin der Evangelischen Kirche am Rio de la Plata, einer Minderheitenkirche mit etwa 45 Gemeinden in Argentinien, Uruguay und Paraguay. Diese beteilige sich an mehr als 200 Projekten. Dabei trete sie unter anderem für die Rechte indigener Völker sowie für Klimagerechtigkeit ein und beteilige sich am Programm für Freiwilligendienste.

„Wir brauchen Anknüpfungspunkte“, sagte Steilmann, „denn allein schaffen wir das nicht.“ Es gebe viele Herausforderungen, darunter die theologische Ausbildung. Die südamerikanische Pfarrerin ist derzeit Doktorandin an der Universität Leipzig. Zur Evangelische Kirche am Rio de La Plata gehören rund 27.500 Mitglieder.

Die 80 Synodalen wollen sich auf ihrer Tagung bis Montag zudem mit der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt befassen. Der Präsident des sächsischen Landeskirchenamtes, Hans-Peter Vollbach, hatte angekündigt, die personelle und finanzielle Ausstattung für die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs aufzustocken.

Die Landessynode ist das gesetzgebende Organ der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Auf der Tagung soll zudem über eine neue Personalstelle für Nachwuchsgewinnung für kirchliche Berufe beraten werden.

Im Bereich der sächsischen Landeskirche sind bisher für den Zeitraum von 1946 bis heute 110 Betroffene sexualisierter Gewalt und 56 Beschuldigte bekannt. Bisher wurden laut Landeskirche an 55 Betroffene Anerkennungsleistungen in Höhe von insgesamt 630.000 Euro gezahlt. In den vergangenen Monaten waren Missbrauchsfälle in den Kirchenbezirken Marienberg und Zwickau, in der Kirchgemeinde Augustusburg sowie an der Hochschule für Kirchenmusik in Dresden bekannt geworden.