Symbolreich, bunt und mit edlem Glanzgold verziert, strahlen die neuen Osterkerzen für die beiden Kapellen im Klinikum Ibbenbüren. Die Osterkerzen, die das ganze Jahr über zentraler Blickpunkt in den Kapellen sind, sollen für Kranke, Mitarbeiter und Besucher eine Einladung sein zum Meditieren, zum Hoffnung schöpfen und zum Trost. Seit sechs Jahren gestalte ich diese Kerzen. Für mich sind Osterkerzen das zentrale Symbol für den auferstandenen und wiederkommenden Christus. Sie sind Ausdruck dafür, dass der Tod vor dem Leben, und die Finsternis vor dem Licht weichen müssen.
Meist beginne ich in der Adventszeit mich intensiv mit der Jahreslosung auseinanderzusetzen. Denn die Gestaltung der Osterkerzen für die Kapellen im „St. Elisabeth Hospital“ sowie im „Von Bodelschwingh Krankenhaus“ im Klinikum Ibbenbüren basiert auf drei Säulen: den traditionellen Ostersymbolen wie dem Kreuz und den Wundmalen, den Buchstaben Alpha und Omega – und eben der Jahreslosung. Das Leitthema der ökumenischen Krankenhausseelsorge in Ibbenbüren ist immer die evangelische Jahreslosung.
Für mich, als gläubige Christin, ist die Gestaltung der beiden Osterkerzen immer wieder Ausdruck meines Glaubens. Die ersten Osterkerzen gestaltete ich vor vielen Jahren mit Jugendlichen in der Fastenzeit. Mit den Jahren wuchs in mir die Begeisterung des kreativen Schaffens mit Wachs auf den Kerzen, gerade für glaubensstarke Motive. Mein Theologiestudium sowie mein gelebter Glaube im Alltag und die unendliche Liebe Gottes sind mir dabei eine große Unterstützung. Kerzen gestalten ist für mich eine Art Lebenselixier.
Die beiden Ibbenbürener Kerzen sind in ihrer Größe sehr unterschiedlich. Mit einer Länge von 60 Zentimetern und einem Durchmesser von acht Zentimetern ist die Kerze für das Von-Bodelschwingh-Krankenhaus wesentlich kleiner als die zweite Kerze mit einer Länge von einem Meter und neun Zentimetern Durchmesser. Somit muss ich von Anfang an in zwei Größen denken. Gut zwei bis drei Monate dauert der Entstehungsprozess.
Schon bei der Auseinandersetzung mit der Jahreslosung 2018 sprudelten in mir die Ideen. Gott spricht: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst“ (Offenbarung des Johannes Kap. 21, 6). Dann begann der innere Prozess, was zur Osterkerze und was zur Krankenhausseelsorge passt und wie es unter einen Hut zu bekommen ist. Für mich integriert sich die Bibelstelle in diesem Jahr perfekt in die Krankenhausseelsorge. Jesus Christus spricht mich, spricht alle Menschen an und lädt uns ein, wenn es uns dürstet, von der Quelle des Lebens zu trinken.
Aus meiner Zeit im pastoralen Dienst und durch meine mehrjährige eigene Krankengeschichte sind mir Durststrecken im Leben bekannt. Mehrmals stand ich selbst an der Schwelle zwischen Leben und Tod. Jede Krankheitsphase des Lebens, jeder Krankenhausaufenthalt und sicherlich der Türwechsel von der irdischen Seite des Lebens ins himmlische Jerusalem ist für die Kranken sowie für die Angehörigen eine Herausforderung. Doch die Textstelle ermutigt, macht Hoffnung. Selbst inmitten einer „Wüstenzeit“ ist die Quelle des Lebens nicht weit. Wir Menschen sind eingeladen, umsonst von der Quelle des Lebens zu trinken, ganz umsonst.
In gut 20 Stunden Arbeitszeit erstellte ich die beiden Lichtträger für die Einrichtungen der Mathias-Stiftung. Auf jeder Osterkerze gibt es zentral ein Kreuz. Dabei erinnert das Kreuz daran, dass Jesus Christus durch sein Sterben am Kreuz und seine Auferstehung und Wiederkunft die Adamssünde und den Tod besiegt hat. In diesem Jahr erstrahlt der Kreuzscheitelpunkt im strahlenden Gelb und wandelt sich in Regenbogenfarben über Orange, Rot und Violett in tiefes Blau. Aus dem Kreuz bricht die Quelle des lebendigen Wassers hervor. Das Wasser des Lebens ist Christus selbst und wird zum strömenden Fluss. Aus ihm schöpfen zwei Hände das Wasser des Lebens und trinken davon.
Ich habe die Person, die vom Glaubenswasser trinkt, nur in der Kontur in Blautönen dargestellt. Somit kann sich jeder Betrachter selbst oder seinen Nächsten in dieses Bild projizieren. Der Fluss endet in einem großen steinernen Becken, dem Taufbrunnen. Denn jeder Christ darf mit seiner Taufe zum ersten Mal von der Quelle des lebendigen Wassers trinken.
Das Taufbecken habe ich mit einem weiteren christlichen Symbol, dem Fisch, dekoriert. Inspiriert hat mich zu diesem Bild zudem der sprudelnde Brunnen in der Kapelle im Von-Bodelschwingh-Krankenhaus. Direkt daneben steht seit Jahren die Osterkerze. So bekommt die Osterkerze eine doppelte Bedeutung, denn jeder Besucher der Kapelle kann direkt vor Ort zum Brunnen, zur Quelle des Lebens gehen. In der Kapelle im Elisabeth-Hospital gibt es in der Osterzeit ebenfalls einen sprudelnden Wasserbrunnen einige Meter von der Osterkerze entfernt.
Symbolisch für alle Besuche der Kapelle, für die Kranken, die Angestellten und Besucher eilen auf der Kerze drei dürstende Personen von der rechten Seite her zur Quelle. Ich habe die Personen nur sehr schemenhaft dargestellt, damit sich jeder angesprochen fühlen kann, zu Christus zu gehen und seinen Durst nach Liebe, Hoffnung und Zuversicht zu stillen.
Am 13. Mai um 9 Uhr werde ich in der Wortgottesfeier in der Krankenhauskapelle im St. Elisabeth-Hospital passend zur Osterkerze predigen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Aus dem Stern, der über dem Stall von Bethlehem leuchtete, wird in der Osternacht das Licht der ganzen Welt, das in Ewigkeit nicht untergeht.
In diesem Sinne: „Frohe Ostern“.
Claudia Keller ist Theologin und freie Mitarbeiterin bei UK.
