Künstliche Intelligenz hilft Museen bei Herkunftsforschung

Ein interdisziplinäres Forschungsteam an der Universität Oldenburg will Museen und anderen Einrichtungen mithilfe von Künstlicher Intelligenz dabei helfen, Informationen über ihre Sammlungen digital zu verarbeiten und zu visualisieren. Ziel sei es, die Daten so zu erfassen, dass sie verknüpft und aufgefunden werden können, teilte die Universität Oldenburg am Freitag mit.

In deutschen Museen befinden sich den Angaben zufolge Hunderttausende Objekte, die etwa in der Kolonialzeit durch Kriege, Raub oder Handel nach Europa gelangt sind. Welche Geschichte diese Objekte haben, woher sie kommen, welchem Zweck sie dienten und wer sie einmal besessen hat, sei oft nur lückenhaft dokumentiert. Außerdem seien diese Informationen häufig von rassistischen und eurozentrischen Sichtweisen geprägt.

„Die Provenienz- und Sammlungsforschung steht vor der Herausforderung, Informationen zu Besitz und Eigentum der Objekte zu rekonstruieren, aber auch eine Strategie zu entwickeln, wie eine Erinnerungskultur in Museen auf regionaler, nationaler und globaler Ebene aussehen kann“, erläuterte die Provenienzforscherin Professorin Lynn Rother von der ebenfalls beteiligten Leuphana Universität Lüneburg.

Für die neuen Methoden nutze das Team bereits vorliegenden Daten des Verbundprojekts „Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen“ sowie ausgewählten Sammlungen von Kaurischnecken in Niedersachsen. Ihre Gehäuse wurden in Afrika, Asien und der Südsee teils schon seit der Antike als Zahlungsmittel, Schmuck oder Brautpreis verwendet. Die Europäer setzten sie seit der Frühen Neuzeit für den Handel mit versklavten Menschen ein, bis sie zu begehrten Sammlungsobjekten wurden. Heute seien sie meist unerschlossen in Museen verbreitet. Anhand der Daten sollen Nutzung, Herkunft und Eigentumswechsel rekonstruiert und so neue historische Zusammenhänge erschlossen werden, hieß es.

Am Ende sollen die neuen Methoden zur Provenienzforschung in Museen und Archiven genutzt werden können. Das Niedersächsische Wissenschaftsministerium und die VolkswagenStiftung fördern das Projekt laut der Universität mit knapp 3 Millionen Euro.