Klimaschutz: Wissenschaftler erwartet von Kirchen Vorreiterrolle

Zur „Schöpfungszeit“ sind Gläubige weltweit dazu aufgerufen, für den Schutz der Schöpfung einzustehen. Es gibt noch viel zu tun, sagt der Klimafolgenforscher Wolfgang Lucht.

Der Potsdamer Klimafolgenforschers Wolfgang Lucht sieht die Kirchen in der Verantwortung, Vorreiter in Sachen Klimaschutz zu sein
Der Potsdamer Klimafolgenforschers Wolfgang Lucht sieht die Kirchen in der Verantwortung, Vorreiter in Sachen Klimaschutz zu seinImago / IPON

Die christlichen Kirchen müssen aus Sicht des Potsdamer Klimafolgenforschers Wolfgang Lucht im Kampf gegen die Erderwärmung eine Vorreiterrolle übernehmen. In Zeiten der zunehmenden Zerstörung komme den Kirchen als Gemeinschaften des Lebens eine zentrale Bedeutung zu, sagte der Wissenschaftler anlässlich der Hauptfeier zum ökumenischen „Tag der Schöpfung“ der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bremen.

„Wenn sie auf die Gründe unserer Verantwortung hinweisen und sie vorleben, liegt darin auch eine Chance für ihre Erneuerung“, erklärte Lucht, der auch Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen der Bundesregierung ist. Er bekräftigte: „Die beste Wissenschaft von der Erde und die beste christliche Theologie vom Menschen müssen angesichts der Krise eine kosmologische Verbindung eingehen, die Zukunft hat.“

Auftakt zur sogenannten „Schöpfungszeit“

Unter dem Motto „Damit ihr das Leben in Fülle habt“ feierte die ACK als Höhepunkt des Schöpfungstages einen ökumenischen Gottesdienst im Bremer Dom. Der Tag ist im Kirchenjahr der Auftakt zur sogenannten „Schöpfungszeit“: Bis zum 4. Oktober wird weltweit dazu aufgerufen, für den Schutz der Schöpfung Gottes zu beten und praktische Taten folgen zu lassen.

„Die alte Wachstumsidee führt in eine Sackgasse“, warnte Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus laut Predigtmanuskript im Gottesdienst. Er rief dazu auf, „neu darüber nachzudenken, was ein erfülltes Leben ist“. Für ihn steht fest: „Es ist ein Leben in Beziehungen, in gerechten Beziehungen mit anderen Menschen und in der Achtung vor allen Geschöpfen.“ Er rief dazu auf, sich auf demokratischen Wegen „gemeinsam für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen und für Gerechtigkeit starkzumachen“.

„Verantwortung für Welt und Umwelt übernehmen“

Der Vorsitzende der ACK in Deutschland, Erzpriester Radu Constantin Miron, warnte in diesem Zusammenhang, das Streben nach schnellem Glück und der Materialismus seien Beispiele für eine Kultur der Probleme statt der Lösungen. Die Bremer ACK-Vorsitzende Kirsten Locker ergänzte: „Der Tag der Schöpfung soll ein Zeichen setzen, dass die Kirchen konfessionsübergreifend, aus gemeinsamer christlicher Überzeugung, Verantwortung für Welt und Umwelt übernehmen.“
2024 soll der „Tag der Schöpfung“ am 6. September im brandenburgischen Eberswalde gefeiert werden.

Kooperationspartner dort sind der Ökumenische Rat Berlin-Brandenburg und die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde.