Wie alles im Leben kann man auch das Carillonspielen lernen. „Erste kleine Stücke können Anfänger schon recht bald spielen, oft schon nach einem Tag“, erklärt Anke-Christina Müller. Sie ist Kantorin bei der Diakovere Stiftung-Henriettenstift in Hannover und bietet regelmäßig Carillon-Workshops an. Vorkenntnisse an einem Tasteninstrument seien hilfreich, aber im Grunde könne jeder das Glockenspiel spielen lernen.
„Wer ganz ohne Vorkenntnisse kommt, der muss klein anfangen und erstmal lernen, die Glocke anzuschlagen, die der Note entspricht, und sich dann an die ganzen anderen Töne herantasten“, sagt Müller. Die Schlagtechnik mit den Fäusten und den Füßen sei besonders. „Da macht man entsprechende Übungen, damit man die Tasten so anschlägt, dass man sich die Hände dabei nicht kaputt macht.“ Der Kraftaufwand hänge auch davon ab, wie weit die Glocken vom Spieltisch entfernt sind. „Aber man muss aufpassen, dass man die Spielstöcke nicht schlägt, sondern am Ende Musik macht.“
Bei den Workshops gibt es drei Übungsspieltische, erklärt Müller. „Denn wir können hier im Krankenhausbereich natürlich nicht den ganzen Tag laut üben.“ Am Abend gebe es aber jeweils ein Konzert, bei dem die Teilnehmer, also Anfänger wie Fortgeschrittene, laut spielen. „Das ist auf dem Krankenhausgelände hörbar und schön zu erleben.“
Bereits zum 26. Mal gibt Müller vom 15. bis 17. August einen Carillon-Workshop. Bis zu 20 Menschen nehmen an dem Angebot teil: „Von der Hausfrau, die es mal ausprobieren möchte, bis zum Ruheständler, der einen Glockenturm reaktivieren will.“ Niederländer und Schweizer seien schon bei ihr gewesen. Und auch vom Alter her sei es immer eine gemischte Gruppe.
Schulen oder Unis für Carilloneure gebe es in Deutschland nicht. „Unser Workshop in Zusammenarbeit mit der Deutschen Glockenspielvereinigung ist ein erster Anlaufpunkt, um sich auszutauschen und dranzubleiben.“ Wer sich weiter verbessern will, könne an Ausbildungsstätten in den Niederlanden oder Dänemark gehen, wo es ein Zertifikat gebe. „Das ist dann aber noch deutlich anspruchsvoller, fast wie ein kleines Musikstudium.“