Kirchen warnen vor Vertreibungen und Verbrechen in Berg-Karabach

Vor gewaltsamen Vertreibungen und einer „ethnischen Säuberung“ in der Konfliktregion Berg-Karabach warnen die christlichen Kirchen in Deutschland. „Wir rufen die Bundesregierung und die Weltöffentlichkeit auf, genau hinzuschauen und Aserbaidschan an die Pflicht zu einem humanen Umgang mit der Bevölkerung zu erinnern“, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Mittwoch. Bätzing äußerte sich in einer gemeinsamen Stellungnahme mit der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, und dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), Radu Constantin Miron.

„Der Konflikt muss am Verhandlungstisch gelöst werden, statt Fakten durch Vertreibung der einheimischen Bevölkerung zu schaffen“, so der Limburger Bischof weiter. Die Erfahrung mit dem bereits seit Jahren bestehenden Konflikt lege nahe, dass völkerrechtswidrige Verbrechen wie Verschleppung und Misshandlung von Kriegsgefangenen drohten. Zudem sei eine Flüchtlingskrise in Armenien absehbar. „Die europäischen Staaten, aber auch unsere kirchlichen Hilfswerke müssen Vorbereitungen treffen, um Armenien so schnell wie möglich bei der Versorgung der ausgebombten und von der bisherigen Blockade gezeichneten Flüchtlinge zu unterstützen“, forderte Bätzing.

Die Kirchenvertreter verurteilten einstimmig das militärische Vorgehen Aserbaidschans, das die Existenz der mehrheitlich armenischen Bevölkerung der autonomen Region gefährde. „Es darf nicht geschehen, dass schwere Menschenrechtsverletzungen abseits der Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit geschehen“, mahnte Kurschus. Der ACK-Vorsitzende warnte, dass aufgrund der Machtverhältnisse und der unterschiedlichen Konfliktherde dieser Welt derzeit kein Land in Berg-Karabach einschreiten und für den Schutz der Menschen sorgen könne. „Es darf keine weitere Eskalation der Gewalt geben“, betonte Miron.

Am Dienstag hatte die aserbaidschanische Armee Orte in der Hauptstadt der Bergregion, Stepanakert, laut Medienberichten mit Raketen und Artillerie angegriffen. Das Verteidigungsministerium in Baku sprach von „Anti-Terror-Einsätzen“, um wiederholte militärische Provokationen zu beenden und armenische Truppen vom eigenen Staatsgebiet zu drängen. Über das Vorgehen seien die Führungen der russischen Friedenstruppen und des türkisch-russischen Beobachtungszentrums informiert worden.