Gesundheitsweiser warnt vor gestörter Kliniklandschaft

Der Kliniksektor in Deutschland droht nach Einschätzung von Michael Hallek, dem Vorsitzenden des Sachverständigenrats Gesundheit und Pflege, “dysfunktional” zu werden. “Zusammenbrechen wäre ein zu starkes Wort, weil es immer noch sehr, sehr viele leistungsbereite Menschen im Gesundheitswesen gibt, die sich gerne um Patienten kümmern”, sagt der Kölner Onkologe der “Ärzte Zeitung” (Donnerstag). Allerdings müsse die Politik rasch handeln, um die Lage zu verbessern.

Bund und Länder streiten derzeit intensiv über die Krankenhausreform. Der Sachverständigenrat, die sogenannten Gesundheitsweisen, berät die Bundesregierung. “Mein Traum wäre eine gemeinsame Reform aller Beteiligten ohne politische Streitereien”, sagte Hallek. “Man müsste sich zusammensetzen und sich fragen: Was machen wir am besten, in einem schwierigen föderalen System, um die Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen.”

Nach Halleks Worten ist Eile geboten: “Die Zahlen, die ich kenne, sprechen dafür, dass wir schnell handeln müssen, um der Bevölkerung das Gefühl zu geben, dass auch künftig jeder gut versorgt wird.” Es sei zu befürchten, dass weiterhin viele Beschäftigte das Gesundheitswesen verlassen, so wie es bereits nach der Corona-Pandemie der Fall gewesen sei. Dies habe mancherorts zu Personalmangel geführt, der sich auch in großen Kliniken mit zwischenzeitlich geschlossenen Stationen und sinkenden Fallzahlen auswirke.

Hallek verwies auch darauf, wie schwer es sei, Hilfen für Patienten zu finden, die keine stationäre Versorgung mehr bräuchten. Selbst die Verlegung von einer Intensivstation könne eine Woche dauern, weil es an Rehaplätzen oder anderen geeigneten Versorgungsstrukturen mangele. Der Mediziner hält es für wichtig, das bestehende Gesundheitspersonal effizienter einzusetzen. Dazu zähle auch, dass in Notaufnahmen nur die Patienten behandelt werden sollten, die wirklich diese Hilfe bräuchten.