Forscher warnen vor KI-Einsatz bei Lügenerkennung

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist aus vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken. Ob sie dabei helfen kann, Lügen zu erkennen, ist fraglich. Wissenschaftler jedenfalls sorgen sich.

Forscher der Universitäten Würzburg und Marburg warnen davor, Künstliche Intelligenz (KI) einzusetzen, um Lügen zu erkennen. Eine entsprechende Technik werde in ersten Ansätzen schon verwendet, heißt es in einer am Freitag verbreiteten Mitteilung der Universität Würzburg. So sollen mit deren Hilfe an den EU-Grenzen Ungarns, Griechenland und Litauens Reisende mit kriminellen Absichten identifiziert werden. Die schriftlich festgehaltenen Befragungen der Personen würden entsprechend ausgewertet.

Die verwendete Technik sei ein potenziell wertvolles Instrument, um bessere Einblicke in die psychologischen Mechanismen zu gewinnen, die Täuschungen zugrunde liegen, heißt es weiter. Sie aber jenseits der Wissenschaft anzuwenden, sehen die Experten mit Skepsis. Oft sei unklar, wie der Algorithmus zu seinen Ergebnissen gelange. Auch eine Maschine entscheide nicht frei von Vorurteilen oder Stereotypen, da Menschen schon fehlerhafte oder verzerrte Daten in die Systeme einspeisten. Selbst durch jahrelange Forschung sei es nicht möglich gewesen, Indizien zu identifizieren, die zweifelsfrei auf eine Täuschung hinwiesen.

Die Forscher wollten dennoch nicht grundsätzlich davon abraten, an einer KI-basierten Täuschungserkennung zu arbeiten, heißt es weiter. Bei ihrem Einsatz seien aber bestimmte Regeln zu beachten, damit die KI nicht Lügen identifiziere, wo keine seien. Dafür gelte es, unter anderem dafür zu sorgen, dass Qualitätsstandards bei Algorithmen eingehalten würden und kontrollierte Laborexperimente stattfänden. Zudem seien große und vielfältige Datensätze ohne systematische Verzerrungen nötig.

“Die Geschichte lehrt uns, was passiert, wenn wir uns nicht an strenge Forschungsstandards halten, bevor Methoden zur Täuschungserkennung im wirklichen Leben eingeführt werden”, warnten die Forscher. Das Beispiel des Lügendetektors, der bei Befragungen eingesetzt werde, zeige, wie schwierig es sei, solche Methoden wieder loszuwerden. Das gelte selbst dann, wenn sich später die Beweise häuften, dass die Detektoren nur wenige Fälle erkennten und Unschuldige verdächtigt würden.