Ex-Botschafter Stein: Kein rasches Ende von Protesten in USA

Seit dem 7. Oktober sind auch Hochschulen Schauplätze von propalästinensischen Protesten. Derzeit eskaliert die Lage an einer Elite-Uni in den USA. Dazu äußert sich ein früherer israelischer Botschafter in Deutschland.

Der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, Schimon Stein, sieht kein rasches Ende der Zusammenstöße im Zusammenhang mit propalästinensischen Protesten an Hochschulen in den USA. Er sehe nicht, wie man das beenden könne. “Weitgehend beruhigen wird es sich, wenn die Lage sich bei uns beruhigt, aber so weit sind wir nicht”, sagte Stein am Donnerstag dem Sender Phoenix.

Zu möglichen Gründen für die Proteste sagte er: “Es sind einige dabei, die die authentischen Bilder aus Gaza gucken und auch wirklich dagegen protestieren. Dazu kommt die progressive Meinung an den Universitäten, die Israel als Kolonialstaat sieht. Die blicken aus dem Blickwinkel der langjährigen Unterdrückung von Weißen gegenüber Schwarzen, sprich Israel als weißer Staat und die Palästinenser als die Unterdrückten.”

Berichte jüdischer Studierender etwa aus New York nannte Stein besorgniserregend. Zu Protesten mit Bezug auf israelische Politik kämen unterschwellig auch antizionistische Proteste hinzu beziehungsweise solche Stimmen, die die Legitimation des Staates Israel infrage stellten, sowie antisemitische Parolen. “Insofern gibt es schon Anlass zur Beunruhigung.”

Verständnis habe er für diejenigen, die ohne Gewalt für eine Sache demonstrierten. Doch bei propalästinensischen Demonstrationen, auch in Deutschland, komme es häufig zu Grenzüberschreitungen, erklärte Stein. “Das, was wir in Berlin und anderswo sehen, sind manchmal Demonstrationen, die sich ja nicht mehr rein gegen das, was sich momentan in Gaza abspielt richten, sondern das zum Anlass nehmen, um sich versteckt antijüdisch, antisemitisch zu äußern und das mündet auch in Gewalt, insofern Verständnis kann man dafür gar nicht haben.”

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und im Zuge des anschließenden Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen war es in zahlreichen Staaten zu propalästinensischen Protesten an Hochschulen gekommen, teilweise mit Übergriffen, auch in Deutschland. Derzeit machen gewaltsame Zusammenstöße in den USA Schlagzeilen.