EU-Rechnungshof: Energiewende bei Autos ist verfahren

Den Autoverkehr emissionsfrei machen, einen unabhängigen Wirtschaftsstandort Europa sichern und die Bürger bei der Klimawende mitnehmen: schöne Ziele – nur passen sie nicht zusammen, warnt der Rechnungshof.

Der Europäische Rechnungshof stellt der EU-Klimastrategie im Verkehrssektor ein dürftiges Zeugnis aus. Zur propagierten CO2-freien Fahrzeugflotte sei es “ein langer und steiniger Weg”, erklärten die Prüfer am Montag in Luxemburg. Das Ziel verringerter Emissionen sei bislang verfehlt, klimaneutrale Kraftstoffe stellten keine tragfähige Alternative dar und ein konsequenter Umstieg auf Elektroautos könne für Industrie und Verbraucher kostspielig werden, hieß es unter Verweis auf einschlägige Rechnungshof-Berichte aus jüngerer Zeit.

So sei der Treibhausgas-Ausstoß herkömmlicher Verbrenner, die immer noch fast drei Viertel der Neuzulassungen ausmachten, in zwölf Jahren nicht wesentlich zurückgegangen. Zwar seien die Motoren effizienter, die Autos aber zugleich schwerer und leistungsstärker geworden. Vermeintlich emissionsarme Plug-in-Hybride verursachten unter Alltagsbedingungen laut den Prüfern durchschnittlich zweieinhalb Mal mehr Emissionen als im Labor.

Nicht-fossile Kraftstoffe für Verbrenner wie Biokraftstoffe, E-Fuels oder Wasserstoff stellten mit Blick auf die verfügbare Menge, die Kosten und die Umweltfreundlichkeit weiterhin keine taugliche Alternative dar.

Mit einem Umstieg auf Elektrofahrzeuge hingegen gerät die EU nach dem Urteil der Prüfer in eine Zwickmühle zwischen den Umweltzielen, dem Ziel einer unabhängigen EU-Industrie und dem Vorsatz, dass die neue Technologie für Verbraucher erschwinglich sein müsse. So werden amtlichen Zahlen zufolge weniger als 10 Prozent der Batterien in Europa gefertigt, und die benötigten Rohstoffe stammen aus teils problematischen Staaten.

Trotz umfangreicher öffentlicher Unterstützung seien die Batterien nach wie vor viel teurer als geplant. Ohne mehr Kapazität in der Herstellung und günstigere Preise bleibe die EU auf Einfuhren vor allem aus Fernost angewiesen, was wiederum der eigenen Automobilindustrie mit ihren mehr als 3 Millionen Arbeitsplätzen schade. Schließlich seien auch Ladepunkte zu wenige und zu weit entfernt, so dass es weiter schwierig sei, die EU mit Elektroautos zu durchqueren.

“Die EU hat nicht viele Trümpfe auf der Hand, wenn es um die Elektrifizierung ihrer Fahrzeugflotte geht: Der Zugang zu Rohstoffen, die von der Industrie und den Bürgern zu tragenden Kosten sowie fehlende Infrastruktur könnten dazu führen, dass sie ihren Einsatz verspielt”, erklärte Annemie Turtelboom, Mitglied des Europäischen Rechnungshofs.