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Mobiles Carillon aus Rostock: Olaf Sandkuhl bringt Glockenmusik mit dem Kleinlaster

Olaf Sandkuhl tourt mit einem mobilen Carillon durch Deutschland. Der Rostocker begeistert mit seinem 3,6 Tonnen-Instrument auf Rädern und kämpft mit fehlender Wertschätzung und Parkplatznot.

Olaf Sandkuhl hat sein Carillon auf einem LKW installiert und tourt durch die Lande
Olaf Sandkuhl hat sein Carillon auf einem LKW installiert und tourt durch die Landeprivat

Das Carillonspielen sei schon immer seine Leidenschaft gewesen, sagt Olaf Sandkuhl, gebürtiger Magdeburger. Dort gibt es ein Carillon im Rathaus, an dem er als junger Musikschüler üben durfte. Er sei von Anfang an fasziniert davon gewesen, wie weit hörbar die Glockenklänge seien. „Man muss mit Ganzkörpereinsatz spielen und bringt damit so feine Musik hervor“, schwärmt der 64-Jährige. Für das Schlagen der Glocken wird das Manual mit der Faust gespielt.

Trotz der frühen Liebe zum Carillon zog Sandkuhl 1981 erst einmal nach Potsdam, um dort Maschinenbau zu studieren. Doch seine Fähigkeiten hatten sich in der damaligen DDR herumgesprochen und als die Stadt Rostock 1986 ein Glockenspiel am Fünfgiebelhaus am Universitätsplatz einrichtete, „da haben die mich geholt“. Sein Musikstudium hat der Carilloneur dann in der Hansestadt nachgeholt. Noch heute spielt er jeden Samstag um 11 Uhr weit hörbar eine halbe Stunde lang am Rostocker Carillon.

Auftritte bei Gemeindefesten und Stadtjubiläen

Als Sandkuhl 2004 von einer niederländischen Glockengießerei ein Carillon mit 37 Glocken zum Kauf angeboten bekam, hat er nicht lange gezögert. Den genauen Preis will er lieber nicht verraten. Seitdem tourt Sandkuhl mit einem umgebauten Kleinlaster, auf dem die Glocken fest installiert sind, durch die deutschen Lande. Auftritte bei Gemeindefesten stehen dabei ebenso auf seinem Programm wie Stadtjubiläen.

Mit der Berliner Philharmonie unter der Leitung von Justus Frantz hat er schon im Potsdamer Lustgarten gespielt. Für eine Freilichtaufführung der Oper „Tosca“ in Kiel ist er ebenfalls schon engagiert worden. „Ich finde das cool“, sagt er und lässt anklingen, dass es diese Höhepunkte sind, die ihn über die oft mühevollen Ebenen des Alltags tragen. Er sei sehr gern Musiklehrer, sagt Sandkuhl. Doch etwas mehr Interesse und Wertschätzung für sein außergewöhnliches Musikinstrument würde er sich vor allem in seiner Heimatregion schon wünschen.

“Musik zum Anfassen”

„Viele denken nur daran, was es kostet, mich zu buchen.“ Dabei sei die Faszination des Publikums immer groß, wenn er die Planen seines Lkw lüftet und die Glocken zum Vorschein kommen. So ein Turmglockenspiel einmal aus der Nähe zu sehen, das sei „Musik zum Anfassen“. Schließlich sei sein mobiles Carillon etwas Einzigartiges: „Ich kenne jedenfalls kein anderes in Deutschland.“

Nur die Unterbringung seines 3,6 Tonnen schweren Instruments ist nicht so einfach. Vor seinem Mietshochhaus in Rostock kann er seinen Lkw nicht abstellen. Es fehlten Parkplätze und zudem sei die Gefahr zu groß, dass zwielichtige Gestalten mitbekämen, was sich unter der Plane verbirgt. „Die klauen hier ja selbst die Friedhofsglocken.“ Also versteckt Sandkuhl seinen Wagen mit der kostbaren Fracht an einem beaufsichtigten Platz in der Stadt. Nicht einmal Werbung in eigener Sache steht auf den Planen: „Dabei wäre der Platz ideal.“

Nicht ideal sind auch die Bedingungen zum Üben. „Schließlich will ich ja nicht wegen öffentlicher Ruhestörung belangt werden.“ Aber auch dafür hat der umtriebige Musiker eine Lösung gefunden: „Zum Üben fahre ich auf den Acker.“

Informationen zu Olaf Sandkuhl unter www.konzertglocken.de