Die Irritation ist volle Absicht. Wer hier beim Lesen stolpert, darf nachdenken über das eigene Gottesbild. Und es gerne erneuern und erweitern. Immer wieder. Denn G*tt ist unverfügbar. Die Schreibweise „G*tt“ denkt eine jüdische Tradition konsequent weiter: In den frühen hebräischen Handschriften wurde der Name Gottes nur mit den vier Konsonanten JHWH geschrieben. Das sogenannte „Tetragramm“.
“Herr” vereinfacht und beschränkt G*tt
Aus Ehrfurcht vor dem Namen Gottes wurde es in jüdischer Tradition vermieden, ihn auszusprechen. Stattdessen wurde „Adonai“ (mein Herr) gelesen. Das ist allerdings als Titel zu verstehen und nicht als Name Gottes. Doch leider hat Martin Luther in seiner Bibelübersetzung JHWH stets mit „Herr“ wiedergegeben. Damit hat Luther meines Erachtens einen fatalen Fehler gemacht. Denn das vereinfacht und beschränkt G*tt, indem es den Eindruck vermittelt, dass G*tt allein männlich zu verstehen sei. Inzwischen gibt es die Schreibweise „G‘tt“ im Judentum. Und auch sie dient dem Zweck, den Namen Gottes nicht einzuengen.
Mehr Raum für Gottesbilder
Wenn ich das Auslassungszeichen nun durch ein Sternchen ersetze, möchte ich insbesondere die männliche Lesart unterbrechen und einer größeren Bandbreite an Gottesbildern Raum geben. Die biblischen Überlieferungen erzählen G*tt in vielfältiger Weise. Der Gottesname selbst ist geschlechtslos. Denn er bedeutet „Ich bin da“. Und auch die Schöpfung besteht aus einer Vielfalt an Pflanzen und Tieren, die sich geschlechtlich nicht festlegen lassen. Neben den Pflanzen, Tieren und Sternen hat Gott als eigenes Ebenbild auch den Menschen geschaffen. Und immer mehr Menschen nehmen wahr, dass die geschlechtliche Vielfalt auch bei uns größer ist, als wir uns das lange vorgestellt haben.

Wenn ich Gott mit Sternchen schreibe, erinnere ich mich daran, dass G*tt unfassbar ist. Und ich erinnere daran, was der Theologe Jürgen Ebach sagt: „Wir haben schon gelernt, dass G*tt kein Mensch ist. Nun müssen wir noch lernen, dass G*tt kein Mann ist.“
Tash Hilterscheid ist die neue Pfarrperson für queersensible Bildungsarbeit der Nordkirche. Ab sofort schreibt Hilterscheid jeden Monat in einer Kolumne über queeres Leben.
