Clownausbildung im Bildungshaus Rastede: „Jeder hat einen Clown in sich“

Den inneren Clown entdecken – das ist die Mission von Heike Scharf. Im Bildungshaus Rastede in Niedersachsen bietet sie Ausbildungen zum Clown an. Gerade hat wieder ein Jahrgang abgeschlossen.

Clowns dürfen sein, wie sie sind, auch in Heike Scharfs Kursen.
Clowns dürfen sein, wie sie sind, auch in Heike Scharfs Kursen.Uwe Fischer

Die „Rasteder Clowns“ stolpern nicht über die eigenen Füße, sondern sie gehen unter die Haut. Das gilt für ihre eigene ebenso wie für die des Publikums: „Jeder hat einen Clown in sich“, erklärt Heike Scharf, die seit vielen Jahren beim Evangelischen Bildungshaus Rastede Clowns ausbildet. „Clownsein ist eine große Sehnsucht des Menschen, weil man dann einfach sein darf.“

Richtig bewusst geworden ist ihr das, als sie selbst eine Clownsausbildung gemacht hat und nicht ganz zufrieden war. Kurzerhand entwickelte sie eine eigene Ausbildung, die sie seit 2016 im Bildungshaus anbietet. Sie dauert fast ein Jahr und ist auch als Bildungsurlaub anerkannt. Seitdem hat sie schon viele Clowns „geboren“, wie sie es nennt.

Clown nicht als Lachnummer

Bei ihr bedeutet Clownsein Selbsterkenntnis und Befreiung. „Wir lernen alle von Beginn an, perfekt zu sein und uns nach Richtlinien zu orientieren. Ein Clown lebt dagegen von Fehlern und Schwächen. Dahinter steht die Aufforderung, jeden so anzunehmen, wie er ist.“ Sein dürfen, wie man ist, nicht funktionieren müssen ist es, was einen Clown ausmacht: „Die Liebe zu den eigenen Schwächen ist eine unglaubliche Erfahrung. Dahinter steht die Grundsehnsucht aller Menschen, geliebt zu werden.“

Heike Scharf sieht den Clown nicht als Lachnummer. „Ein Clown zeigt Emotionen“, sagt sie, „das Lachen muss gar nicht unbedingt sein.“ Es reiche schon, dass der Clown auf die Bühne gehe und sein persönliches Clownsein präsentiere. „Ich kann das nicht, aber das mit Überzeugung“ laute das Motto der Gruppe. „Auf der Bühne geht alles“, betont Heike Scharf, „es gibt immer einen Weg. Ein Clown zeigt, was wir alle in uns haben.“

Heike Scharf: „Clownerei passt zu Kirche“

Clownsein sei geprägt von der Liebe zum Menschen und zum Optimismus. Hier sieht die Ausbilderin durchaus Parallelen zum Christentum. „Clownerei passt zu Kirche, Staunen ist eine zentrale Sache des Clowns – das Staunen sollte man sich auch im Glauben bewahren, um das Leben immer mit Demut und Ehrfurcht im Blick zu haben.“

 

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Während der Kurse habe sie auch die Erfahrung gemacht, dass Clownsein verborgene Seiten in den Menschen wecke. „Ich bin selber immer sehr gespannt, welche Art von Clown sich dabei zeigt.“

Die rote Nase öffnet Türen

Die rote Nase ist der Türöffner für ganz unterschiedliche Clown-Persönlichkeiten. „Durch die Teilnahme an der Clownsausbildung hat sich für mich eine Tür geöffnet, durch die ich mit Begeisterung geschritten bin“, erklärt Norbert, der wie auch die anderen Teilnehmenden des Kurses clownsmäßig nur mit dem Vornamen genannt werden möchte.

„Im Verlauf der Ausbildung habe ich viel über mich selbst gelernt. Ich habe erkannt, wo meine Grenzen sind, ich habe sie erweitert und überschritten: Ich kann nicht tanzen, ich kann nicht singen – na und! Ich tue es trotzdem!“ Heute sei sein Clown ein Teil seiner Persönlichkeit.

Clowns im Hospiz

Auch Steffi hat die Ausbildung begeistert: „Für mich war die Clownsausbildung eine Reise zu mir selbst: bei mir selbst ankommen, ehrlich und authentisch sein zu dürfen ohne Wenn und Aber.“

Die guten Gefühle können die Clowns auch anderen vermitteln. „Wir haben jemanden dabei, der beispielsweise im Hospiz auftritt“, erklärt Heike Scharf. „Dort hat ihn ein Bewohner zum Geburtstag mit seiner Familie eingeladen, und alle konnten zusammen lachen oder auch zusammen weinen.“

Mehr als 100 Clowns ausgebildet

Der Clown als Katalysator – nur eines von vielen Gesichtern mit roter Nase. „Ich habe mittlerweile mehr als 100 Clowns ausgebildet“, bilanziert Heike Scharf, „man hat das alte Bild vom Clown im Kopf, aber es gibt viele neue Richtungen.“

Beerdigungsclown, der Clown fürs Hospiz, Senioren- oder Bühnenclowns gehören dazu. „Gerade sind drei Clowns für einen Gottesdienst angefragt worden – sie sollen etwas für den Besuch beim Kirchentag vorbereiten.“

Die nächste Clown-Ausbildung beginnt am 26. Januar. Anmeldung: Evangelischen Bildungshaus Rastede