Caritas: Deutschland braucht Zeitenwende bei Suizidvorbeugung

Auch besser geschützte Brücken und Gleise können dazu beitragen, die Zahl der Suizide in Deutschland zu verringern. Die Caritas fordert deshalb schnelles Handeln von der Bundesregierung.

Die Caritas ruft die Bundesregierung auf, die Suizidvorbeugung in Deutschland zu verbessern. Die Präsidentin des katholischen Wohlfahrtsverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, zeigte sich am Donnerstag zuversichtlich, dass das Thema Suizid “aus der Ecke des Schweigens” herausgeholt werden könne und Deutschschland eine Zeitenwende bei der Suizidprävention gelinge.

Bundesgesundheisminister Karl Lauterbach (SPD) will am heutigen Donnerstag ein Konzept für eine bessere Suizidprävention vorlegen. Eine große Mehrheit im Bundestag hatte zudem ein Gesetz zu diesem Thema gefordert.

“Eine Gesellschaft, die tatenlos wegsieht, wenn sich in Deutschland pro Tag 30 Menschen das Leben nehmen, ist nicht die Gesellschaft, in der wir leben wollen”, sagte Welskop-Deffaa. Der Deutsche Caritasverband leiste seit über 20 Jahren mit der Online-Suizidpräventionsberatung “U25” einen konkreten Beitrag, um jungen Menschen zu helfen, die für sich allein keine Perspektive für ein Weiterleben finden. Einsamkeit sei kein Thema älterer Menschen allein. “Einsamkeit und Lebensangst sind gerade für die Corona-Generation Treiber von Suizidgedanken im Jugendalter.”

Die Caritas-Chefin forderte die Politik auf, Suizidprävention nicht auf Beratung und Notfalltelefone zu verkürzen. “Es braucht mehr Zäune an Brücken und Kirchtürmen. Die Sanierung der Bahngleise muss von Umzäunungen konsequent begleitet werden. Es braucht konkrete Schutzkonzepte, die dem spontanen Suizidwunsch auch bauliche Maßnahmen entgegenstellen.”

Die Zahl der Selbsttötungen ist in Deutschland zuletzt um fast 10 Prozent gestiegen. Im Jahr 2022 nahmen sich 10.119 Menschen das Leben. Seit 1980 war dies der prozentual stärkste Anstieg binnen eines Jahres.