Zwei bekannte Theologen predigen auf der Hanse-Sail

„Fremdenhass in Europa“ beklagt Margot Käßmann. Bischof Andreas von Maltzahn spricht über Vertrauen auf Gott.

Bischof Andreas von Maltzahn hat die Region Ludwigslust-Dömitz besucht
Bischof Andreas von Maltzahn hat die Region Ludwigslust-Dömitz besuchtMarcelo Hernandez / Nordkirche

Rostock. Gegen Angst und Verunsicherung im Leben hilft nach den Worten von Bischof Andreas von Maltzahn das Vertrauen auf Gott. Probleme und Schwierigkeiten seien Teil des Lebens, aber mit einem tiefen Gottvertrauen sei man ihnen nicht hilflos ausgeliefert, sagte der Schweriner Bischof im Seefahrergottesdienst zur Hanse-Sail in Warnemünde. "In den Stürmen des Lebens ist er wie ein Anker, der Halt gibt."
Gott sei eine Kraft, die den Menschen zur Verfügung stehe, "wenn es ums Ganze geht", sagte der Bischof Er mache Mut zu einem Leben, das den Einsatz wirklich lohnt. "Er ist die leise Stimme, die Dir sagt, dass Du kostbar bist." Es sei unerhört spannend für Menschen, Gott zu entdecken. Maltzahn: "Vielleicht so, wie Liebende sich wünschen, behutsam entdeckt und wirklich verstanden zu werden."

Gottvertrauen – ein Schutzwall gegen Angst

Auch in Krankheit oder gesellschaftlichen Unsicherheiten könne Gott Geborgenheit geben, betonte von Maltzahn. Damit seien die Probleme nicht einfach fort. "Aber das Vertrauen zu Gott ist wie ein Schutzwall gegen die namenlose Angst, die so lähmend sein kann."
Auch Margot Käßmann predigte auf der Hanse-Sail. Im Rostocker Stadthafen beklagte sie einen Fremdenhass in Europa. "Unsere Gesellschaften sind gespalten in jene, die Flüchtlingen Zuflucht und Unterstützung bieten wollen, und jene, die sich abschotten, Flüchtlinge anpöbeln und bedrohen", sagte die Botschafterin des Lutherjubiläums 2017. Europa brauche Bereicherung durch Menschen, die zu schätzen wüssten, wie sehr die Gesellschaft in Wohlstand und Sicherheit lebe.

Der richtige Ort zum Nachdenken

"Wenn wir die Perspektive so wechseln, sind diejenigen, die über das Mittelmeer kommen, keine Gefahr, sie bedrängen uns nicht, sondern wir können uns freuen, dass sie kommen", sagte die ehemalige Bischöfin. Viele Gemeinden hätten das verstanden und seien offen für Menschen in Not und auf der Flucht. Diese Menschen, die Nächstenliebe übten, verteidigten das christliche Abendland, "und nicht diejenigen, die sich Pegida nennen und Hassparolen skandieren."
Es sei Aufgabe der Kirchen, in der Konsum- und Erfolgsgesellschaft die Würde jedes Menschen anzumahnen. "Wir gehen auf ein Reformationsjubiläum zu, das wir nicht nationalistisch, sondern als internationale Gemeinschaft feiern können, weil die Botschaft über das Mittelmeer mit dem Schiff nach Europa kam und von Europa mit Segelschiffen in alle Welt getragen wurde." Da sei die Hanse-Sail in Rostock "ein sehr passender Ort, darüber nachzudenken." Am diesjährige Treffen der Groß- und Traditionssegler in Rostock nahmen rund 180 Schiffe teil. Partnerland war diesmal Polen. (epd)