Zur Unzeit

Über den Blick zurück schreibt Markus Löwe. Er ist Pfarrer in der Alexanderkirche in Wildeshausen (Niedersachsen).

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Der Predigttext für den kommenden Sonntag lautet: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ aus Lukas 9, 62

Es gibt sie wirklich, die Tendenz, alles beim Alten zu belassen… und zwar nicht nur in der Kirche. Neue Vorschläge und innovative Ideen kommen auf den Tisch, und viele reagieren mit Bedenken, langen Reden und schließlich mit Ablehnung. Eigentlich soll doch lieber alles beim Alten bleiben.

Jesus erlebt dies ähnlich auf dem Weg zum Kreuz. Für Jesus kommen auf den Etappen nach Jerusalem verschiedene Herausforderungen zusammen: Seine Jünger müssen unterwegs zur Unzeit klären, wer der Wichtigste von ihnen ist. In einem Dorf in Samarien erleben Jesus und seine Jünger, dass sie unerwünscht sind und in das nächste Dorf ausweichen müssen.

In dieser Situation wählt Jesus als Reaktion­ Beispiele, die an Kompromisslosigkeit kaum zu überbieten sind. Ihm nachfolgen und doch vom Eigenheim träumen, geht nicht. Erst noch den verstorbenen Vater beerdigen und dann nachfolgen, geht gar nicht. Noch schnell Abschiednehmen von den engsten Freunden, geht auch nicht. In einem Satz zusammengefasst: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“

Eines ist klar: Nachfolge „für umsonst“ gibt es nicht!

Trotzdem ist dies keine Regel, die wir als verbindliche Lebensnorm verallgemeinern könnten. Diesen Satz und diese Beispiele ohne den Weg zum Kreuz zu lesen und zu deuten, steht dem Verständnis im Wege. Wie häufig ermöglicht gerade der Blick zurück neue Erkenntnisse und neue Wege. Dies will Jesus mit Sicherheit nicht bestreiten. Aber es gibt sie eben auch. Die Situationen, in denen wir uns als Einzelperson, als Gemeinde und als Gesellschaft entscheiden müssen. Folgen wir dann den neuen Wegen und Vorschlägen getrost und voller Hoffnung? Oder bleiben wir mit dem Blick zurück beim Alten verhaftet oder scheuen manchmal einfach aus Bequemlichkeit den Aufbruch?

An dieser Stelle trifft mich der Satz von Jesus, in meiner Bequemlichkeit und in meiner Angepasstheit. Hier den Satz von Jesus als Infragestellung und als Ansporn zu hören, ist genau richtig. Ohne Wenn und Aber!

Unser Autor
Markus Löwe ist Pfarrer in der Alexanderkirche in Wildeshausen (Niedersachsen).

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.